Die Erfahrungen von Christiane Gertz

Portrait Zum Zeitpunkt des Interviews ist Christiane Gertz 59 Jahren. Sie lebt zusammen mit ihrem Partner und hat eine Tochter und eine Enkelin. Tätig ist sie als Sozialwissenschaftlerin. Die Diagnose Brustkrebs wurde ihr Anfang 2013 gestellt.

Nachdem Christiane Gertz‘ Gynäkologin bei einer Mammographie Auffälligkeiten feststellte, wurde eine Biopsie durchgeführt, die die Diagnose Brustkrebs ergab. Christiane Gertz wurde brusterhaltend operiert. Danach empfahlen ihr die ÄrztInnen eine Chemotherapie. Christiane Gertz begann zu recherchieren und verschaffte sich zahlreiche Informationen: Sie las medizinische Studien, ging zu Ärztekongressen, holte sich Zweitmeinungen ein, sprach mit befreundeten ÄrztInnen und entschied sich schließlich gegen eine Chemotherapie und für eine Bestrahlung. Sie bemängelt, dass ihr von medizinischer Seite keine Alternativen zur Chemotherapie angeboten wurden und dass nach Ablehnung der sogenannten Standardtherapie die Begleitung weggebrochen sei. Von MedizinerInnen erwarte sie eine Fakten basierte, ehrliche, ergebnisoffene Beratung. Ein Heilpraktiker führte eine differenzierte Blutuntersuchung und eine Mikronährstofftherapie durch.

Christiane Gertz beschreibt sich als rationalen, aber auch als gläubigen Menschen. Das langjährige Meditieren und Beten helfe ihr, mit der Krankheit umzugehen: diese zu akzeptieren und sich dennoch nicht mit ihr zu identifizieren. Dabei die Lebensfreude zu behalten, sieht sie als eine „große Gnade“ an. Ihre Energien seien jetzt noch stärker als früher, allerdings mehr auf ihre innere Balance gerichtet: So arbeite Christiane Gertz heute beispielsweise weniger, sie sei von der „Macherin“ zur „Mitmacherin“ geworden, berichtet sie.

Da sie nicht lange von ihrem Partner und ihrem Hund getrennt sein wollte und ihr eine vegane Ernährung sehr wichtig ist, entschied sie sich vorerst gegen eine Reha-Maßnahme. Die Beziehung zu ihrem Partner intensivierte sich durch den Brustkrebs: frühere „Nickeligkeiten“ des Alltags seien unwichtig geworden. Ihre Sexualität habe eine andere Note bekommen. Aus Angst, ihr weh zu tun, habe sich ihr Partner erst langsam an das Berühren der operierten Brust herangetraut. Sich so auf eine neue Art kennenzulernen, sei auch eine schöne Erfahrung gewesen, meint Christiane Gertz.

Sie erfuhr viel Anteilnahme zum Beispiel in Form von lieben Worten und Blumen von FreundInnen und KollegInnen und fühlte sich dadurch wertgeschätzt. Ihre kreative Tochter zeichnete und schrieb für sie. Ihre Enkelin, der sie zu gegebenem Zeitpunkt behutsam von ihrer Erkrankung berichtete, brachte das Erleben von Brustkrebs mit „einem großen Abenteuer“ in Verbindung und beschrieb sie als Heldin. Christiane Gertz erzählt lachend, dass sie zu hören bekam: "Und die Helden, Oma, die Helden überleben immer".

Das Interview fand Ende 2013 statt.

 

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