Die Erfahrungen von Gudrun Altmann

Portrait Gudrun Altmann ist 59 Jahre alt, geschieden und Mutter eines erwachsenen Sohnes. Im Dezember 2011 wurde Brustkrebs diagnostiziert und sie befindet sich zum Zeitpunkt des Interviews noch in der Reha-Klinik. Sie hat sich vorgenommen, ihren sozialpädagogischen Beruf zukünftig stress- und zeitdruckfreier auszuüben.

Kurz nach einer Mammographie ertastete Gudrun Altmann ein Knötchen in ihrer rechten Brust. Nach einer erneuten Mammographie und einer Ultraschalluntersuchung führte eine Biopsie zur Diagnose. Die Histologie der brusterhaltenden Operation zeigte, dass eine Nach-Operation mit Entfernung der Lymphknoten erforderlich war. Die Nachricht, dass auch eine Chemotherapie nötig wäre, war für Gudrun Altmann ein Schock, da sie zunächst beschlossen hatte, keine Chemotherapie zu machen. Ihre Angst, diesen Schritt irgendwann zu bereuen, war allerdings so groß, dass sie sich doch dafür entschied.

Die Nebenwirkungen habe sie nicht als so schlimm empfunden, schildert Gudrun Altmann. Sie war froh, während der Chemotherapie zu Hause alleine zu sein: Dies habe ihr beispielsweise die Möglichkeit gegeben das zu kochen, worauf sie Lust hatte oder nachts aufzustehen, wenn sie nicht mehr schlafen konnte. In dem Tagebuch, das sie während der Behandlung führte, blättere sie heute interessiert und stellt fest, dass sie vieles aus der Zeit vergessen habe – vor allem viel Schlimmes.

Die Unterstützung durch einen Homöopathen beschreibt Gudrun Altmann als „große Rettung“, besonders im Hinblick auf den letzten Zyklus der Chemotherapie. Die Einnahme von Globuli habe ihr psychisch geholfen, wieder schöne Dinge zu sehen. Auch nette Aufmerksamkeiten von Freundinnen, wie kleine Überraschungen nach jeder überstandenen Chemotherapie, erlebte sie als sehr positiv.

Sport und Bewegung waren für Gudrun Altmann stets wichtig– auch während der Chemo- und Strahlentherapie. Sie fand Spaß daran, mit anderen Dorfbewohnern zu walken und holte auf einem Sportfest für Krebskranke sogar eine Goldmedaille, auch wenn das nicht allzu schwer gewesen sei, wie sie lachend erzählt.

Gudrun Altmann ist davon überzeugt, dass der Krebs nicht zurückkommen wird und hat sich deshalb auch eine neue, „sündhaft teure“ Küche gekauft. Sie charakterisiert sich selbst als positiv eingestellten Menschen, der sich schnell auf neue Situationen einstellen kann und Lust am Leben hat – dies stuft sie als hilfreich für ihre Auseinandersetzung mit der Erkrankung ein. Durch den Krebs habe sie sich weiterentwickelt und berichtet, dass sie heute Vieles anders sehen, die Natur intensiver erleben könne. Der Krebs habe sie gelassener gemacht. Sie nimmt sich vor, bewusster zu leben und mehr Dinge zu tun, die ihr Freude bereiten. Im nächsten Jahr wird Gudrun Altmann Großmutter, darauf freut sie sich besonders.

Das Interview wurde Ende 2012 geführt.

 

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