Die Erfahrungen von Kathrin Eich

Portrait Kathrin Eich ist zum Zeitpunkt des Interviews im Juli 2012 39 Jahre alt. Sie lebt mit ihren zwei Kindern, 16 und 15 Jahre alt, und ihrem Freund zusammen und arbeitet als Erzieherin. Die Diagnose Colitis ulcerosa wurde 1989 im Alter von 16 Jahren gestellt. Die Entfernung großer Teile des Dickdarms erlebt sie als Behandlungserfolg. Frau Eich hat einer Veröffentlichung ihres Interviews in der Videoversion zugestimmt.

Kathrin Eichs Blutwerte fielen als 16-Jährige im Rahmen einer frauenärztlichen Untersuchung auf, jedoch wurde das zunächst nicht weiter untersucht. Auch klinische Symptome wie blutiger Durchfall und körperliche Abgeschlagenheit im Herbst 1989 führten nach einer fachärztlichen Diagnostik noch nicht zu einer Diagnose und angemessenen therapeutischen Schritten, genauso wenig wie ein Krankenhausaufenthalt kurz vor Weihnachten. Zu diesem Zeitpunkt befand sich Frau Eich gerade in der Ausbildung zur Erzieherin. Als sich ihr körperlicher Zustand über die Feiertage rapide verschlechterte – sie konnte weder Nahrung noch Flüssigkeit bei sich behalten – brachte ihr Vater sie in die örtliche Universitätsklinik, wo sie die nächsten zweieinhalb Monate stationär blieb, um wieder zu Kräften zu kommen und die weiträumigen Entzündungen behandeln zu lassen. Die Diagnose Colitis ulcerosa führte zu einer Einstellung mit Cortison, das Frau Eich auch die nächsten sechs Jahre nahm. Das gleichzeitig verordnete Immunsupressivum hingegen setzte sie bereits ein halbes Jahr später ab, da sie negative Konsequenzen für ihren ausgeprägten Kinderwunsch befürchtete.

Die Entscheidung, Kinder zu bekommen, hat Frau Eich nie bereut, wenngleich es erhebliche medizinische Komplikationen während der Schwangerschaften gab. Die waren allerdings nicht unbedingt auf die Colitis zurückzuführen. Da sie zahlreiche, immer wieder blutende Polypen hatte und eine familiäre Vorgeschichte mit Darmkrebs hat – Großvater und Vater waren betroffen und bereits verstorben –, wurde ihr zu einer Entfernung des Dickdarms geraten. Sie berichtet, die Entscheidung zur Operation nicht zu bereut zu haben, selbst wenn die Rücklegung des künstlichen Darmausgangs nach sechs Monaten nicht möglich gewesen wäre.

Bereits bei der Diagnosestellung als sehr junge Frau empfand Frau Eich eine psychologisch-psychotherapeutische Behandlung als wichtig. Auch später, als sich die Ehe zu dem Vater ihrer Kinder als schwierig und belastend entwickelte, profitierte sie davon. Es fällt es ihr nicht leicht, sich gegen Tendenzen wie Rückzug von sozialen Aktivitäten und einer traurigen Grundstimmung zu wehren. Neben der medikamentösen und psychotherapeutischen Behandlung ist vor allem ihr jetziger Lebensgefährte eine große Unterstützung. Ihm kann sie sich anvertrauen, er macht ihr Mut, Dinge zu unternehmen und ist der Meinung, sie könnten ja schließlich jederzeit abbrechen und nach Hause fahren, wenn es ihr nicht gut ginge. Ihre Kinder geben ihr viel Kraft, ihnen möchte sie zeigen, wie wichtig es ist, sich zu wehren und sich durchzusetzen. Diese Eigenschaften vermisst Frau Eich an sich, sie glaubt, dass psychische Faktoren eine wichtige Rolle bei der Darmerkrankung spielen und sie ihre Kinder so ein wenig vor einer Vererbung der Erkrankung schützen kann.

Das Interview wurde am 03.07.2012 geführt.

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