Die Erfahrungen von Milena Hörmann

Portrait Milena Hörmann ist zum Zeitpunkt des Interviews im Mai 2012 50 Jahre alt. Sie ist verheiratet und lebt zusammen mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern. Als 17Jährige wurde ihr der Blinddarm entfernt, die dabei festgestellte Entzündung im Darm als Morbus Crohn diagnostiziert. Frau Hörmann hat einer Veröffentlichung ihres Interviews in der Videoversion zugestimmt.

Milena Hörmann suchte im Jahr 1976 als 17Jährige einen Gynäkologen auf, der sie mit Verdacht auf Blinddarmentzündung in die Klinik überwies. Die anschließende Operation zeigte, dass der Dünndarm ebenfalls entzündet war. Es erfolgte jedoch vorerst keine Behandlung. Einige Monate später kamen die Schmerzen wieder, und es wurde eine Darmspiegelung durchgeführt. Dabei wurde ein Tumor am Übergang zwischen Dickdarm und Dünndarm entdeckt, der einige Zeit später entfernt wurde. Außerdem wurde die Diagnose Morbus Crohn gestellt. In dieser Zeit verbrachte Frau Hörmann sehr viel Zeit im Krankenhaus und nahm sehr viel ab. Ein Jahr später musste sie erneut wegen Morbus Crohn operiert werden. Bis Ende der 1980er Jahre hatte sie weitgehend keine Beschwerden. Dann kamen die Bauchschmerzen wieder, die zunächst medikamentös behandelt wurden. Im Jahr 2001 hatte Frau Hörmann einen Darmverschluss, es musste bei der Operation ein Stück Darm entfernt werden. Seitdem geht es ihr gut, sie hat selten Schmerzen, muss allerdings vor allem bei Stress öfter am Tag zur Toilette gehen.

Zur Zeit der Diagnosestellung in den 1970er Jahren war Morbus Crohn eine relativ unbekannte Erkrankung. Die Ärzte hatten nur wenig Erfahrung in der Behandlung und waren außerdem der Überzeugung, dass dies eine rein psychosomatische Erkrankung sei. Frau Hörmann wurde damals auch mitgeteilt, sie könne wahrscheinlich keine Kinder bekommen. Diese Aussage hielt Frau Hörmann jedoch nicht von einer Familienplanung ab: Im Jahr 1990 bekam sie das erste Kind und war in den anschließenden drei Jahren beschwerdefrei. Mit ihrem Mann beschloss sie, noch ein Kind zu haben, und bekam im Jahr 1996 die zweite Tochter – trotz einer zwischenzeitlich auftretenden Stenose als Komplikation ihres Krankheitsverlaufs.

Die Ernährung hat Frau Hörmann in den ganzen Jahren angepasst und weiß inzwischen, was ihr bekommt und was ihr nicht bekommt. Das Rauchen hat sie nicht eingestellt, obwohl sie merkt, öfter auf Toilette zu müssen. Frau Hörmann befindet sich seit vielen Jahren in der Behandlung bei einem Homöopathen, den sie sporadisch bei Beschwerden aufgrund von Morbus Crohn oder auch wegen mehrerer Hörstürze aufsucht. Darüber hinaus geht sie seit einiger Zeit alle zwei Wochen zur Akupunktur, die ihr auch sehr gut gefällt.

Frau Hörmann erzählt, gelernt zu haben, mit der Erkrankung einfach nach dem Bauchgefühl zu leben, und würde das allen Betroffenen auch empfehlen. Man solle sich durch Informationen im Internet oder durch Ärzte nicht so verrückt machen lassen und einfach das tun, was einem gut tut und sich mit Menschen umgeben, die einem gut tun, und die anderen versuchen zu meiden.

Das Interview wurde 21.05.2012 geführt.

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