Die Erfahrungen von Sarah Schneider

Portrait Idiopathische Epilepsie, Absencen. Sarah Schneider ist zum Zeitpunkt des Interviews 25 Jahre alt. Sie hat ihr Pharmaziestudium beendet und befindet sich gerade in einem Praktikum. Als sie zehn Jahre alt war, wurde bei ihr erstmals eine Absencen-Epilepsie festgestellt. Mit den Tabletten, die sie nimmt, sind die Anfälle sehr viel seltener und schwächer geworden.

Sarah Schneider beschreibt, dass im Alter von zehn Jahren bei ihr erstmals Konzentrationslücken auftraten. Ihre Eltern vermuteten eine Epilepsie, da sie zufällig von einem ähnlichen Fall gehört hatten, und gingen mit ihr in die Kinderklinik. Dort wurde bei einer Untersuchung die Diagnose Epilepsie bestätigt.

Die Tabletten, die sie bekam, befreiten sie zwar von ihren Anfällen, hatten aber beträchtliche Nebenwirkungen. So schildert Sarah Schneider, dass sie allgemein ruhiger wurde, weniger lachte und sich ihre schulischen Leistungen verschlechterten. Zudem fühlte sie sich in der Schule wegen dieser Veränderungen ausgegrenzt.

Nach einigen Jahren konnte sie aufgrund der langen Anfallsfreiheit das Medikament absetzen und merkte dann, wie sehr die Tabletten sie eingeschränkt hatten, da sie nun wieder viel wacher und aktiver war. Während des Studiums kamen die Absencen zurück, sie blendete sie jedoch aus und nahm weiterhin keine Medikamente, auch aus Angst vor den Nebenwirkungen. Sarah Schneider schildert, dass die Absencen während dieser Zeit extrem häufig auftraten und dass sie sehr geschickte Strategien entwickelte, besonders während Gesprächen mit anderen, über sie hinwegzutäuschen.

Bei einer Routineuntersuchung nach Beendigung des Studiums wurden die Absencen erneut im EEG festgestellt und nun wieder medikamentös behandelt. Das neue Medikament verträgt Sarah Schneider sehr gut. Seit sie es nimmt, wurden die Absencen deutlich weniger und deutlich schwächer und sie merkte, dass sich nun auch ihre Konzentrationsfähigkeit und Aufmerksamkeit verbesserte.

Am stärksten belastet Sarah Schneider, dass sie nicht Auto fahren darf. Sie wohnt in einer ländlichen Gegend und ist daher oftmals auf ein Auto angewiesen. Sie hat das jedoch gelöst, indem sie viel Fahrrad fährt oder sich von ihren Freunden und Kollegen mitnehmen lässt. Was die Anfälle betrifft, geht sie mit diesen offen um und erhält von den anderen viel Verständnis.

Sarah Schneider treibt viel Sport und lässt sich darin nicht einschränken. Auch mehrere Sportverletzungen beeinflussten dies nicht dauerhaft. Als Absicherung findet sie es allerdings wichtig, bei körperlicher Anstrengung wie sportlichen Aktivitäten und bei Partys, auf den eigenen Körper zu hören und Müdigkeitssignale unbedingt ernst zu nehmen.

Die persönliche Erfahrung mit Epilepsie und anderen Krankheiten empfindet Sarah Schneider beim Lernen im Pharmaziestudium und in der Apotheke im Kontakt mit Kunden als hilfreich. Auch umgekehrt hilft ihr ihr fachlicher Hintergrund bei der Einschätzung von Medikamenten, die sie selbst nehmen muss.

Das Interview wurde im Sommer 2012 geführt.

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