Martina Fuhrmann erzählt, dass sie unter großem Leistungsdruck stand und Essen in ihrer Familie eine wichtige Bedeutung hatte.

Also, dass das Essen ein Problem für mich wurde, das war so ab der Pubertät. Ab 14, 15. Ich ging auf ein Mädchengymnasium. Und ich war die allererste in der Familie, die überhaupt eine weiterführende Schule besucht hat. Das war schon mal sehr anstrengend für mich. Ich habe praktisch von zu Hause keine Nachhilfe oder so was bekommen. Aber ein riesen Leistungsdruck war da.
Also vor allem meine Mutter wollte, dass ich-  Also ich musste eigentlich, wenn ich es im Nachhinein sehe, die Aufstiegsträume vor allem meiner Mutter erfüllen. Also mit einem ganz starken Leistungsdruck. Ich habe dann auch zunächst immer einen Preis gehabt im Gymnasium. Und als ich dann nur noch eine Belobigung bekam, da- also ich habe- Ich wurde auch viel geschlagen. Also da hätte ich dann fast auch wieder- Ja, vorzugsweise wurde ich ja mit dem Teppichklopfer und einem Rührlöffel geschlagen. Ja, also von daher ein ganz großer Leistungsdruck.
Und Essen war in unserer Familie ganz wichtig. Also ich denke, einerseits: Meine Mutter war Hausfrau und hat ihren ganzen Selbstwert aus ihrem Essenkochen bezogen. Und mein Vater, ich denke, dass der in der Weimarer Republik Hunger hatte, weil seine Mutter alleine- Also der Vater ist gestorben nach dem ersten Weltkrieg. Und dann hat er- Ich denke, er war ganz am Schluss im zweiten Weltkrieg. Weil er Berufsmusiker bei der Luftwaffe war, kamen die ganz am Schluss erst. Aber da hat er dann auch Hunger gehabt in der Nachkriegszeit. Und ich denke- Es gab jeden Sonntag Sauerbraten. Und ich musste immer den Teller leer essen. Der saß da eine ganze Stunde da, bis ich den Teller leergegessen hatte. Und- Oder wenn man krank war, dann hat man auch irgendwie- Also es gab dann ein Betthupferl (Süßigkeit). Also Essen war- Wenn man lieb sein wollte, musste man essen, ja musste ich essen.