Wolfgang Krimmel ist ein Arzt mit Ecken und Kanten lieber als einer, der sich hinter einer Neutralitätsmaske versteckt.

Das würde ich auch Ärzten sagen, sie sollten sich nicht immer hinter einer Objektivitäts- und Neutralitätsmaske verstecken. Denn das ist das Allerschlimmste, dieses Auftreten als Unperson, die es dann mit Personen zu tun hat. Das geht nicht. Also lieber ein schwieriger, meinetwegen auch Kotzbrocken als Arzt, der mir aber eine Kante bietet, an der ich mich reiben kann, als dieses nichtige Irgendetwas. Dieses Versteckte, was ich nie glauben kann, wenn ich die sehe.
Das wäre das erste, denn wie man das auch aus der Literatur kennt, die Sanatorien wurden ja immer von irgendwelchen absonderlichen Chefs geleitet. Und diese absonderlichen Chefs waren tatsächlich immer Personen mit ihren Tücken und Schwächen und allem Dazugehörigen. Aber der eine hat gerne Wagner auf dem Klavier gedonnert, der andere hat gerne dieses gemacht. Es muss nicht unbedingt "Zauberberg" sein. Aber, wie soll ich sagen, die persönliche Gestaltung einer solchen Reha ist absolut notwendig. Denn kein Mensch kann in diesem neutralisierten Irgendwo leben. Das geht überhaupt gar nicht. Und genauso geistern die Leute auch alle da rum. Sie sind vollkommen verloren, hilflos. Sie können sich an nichts festhalten, an gar nichts. Und das ist einfach unerträglich. Also Authentizität ist das absolute Gebot für einen Reha-Arzt.
Und natürlich die ganzen idealtypischen Forderungen: Einfühlungsvermögen und psychologische Kenntnisse und so weiter. Psychosoziale Kompetenz. Das brauche ich ja alles gar nicht zu sagen. Das ist ja geschenkt, dass man das unbedingt sich zulegen sollte.

Kardiologische Reha nach einem Herzinfarkt