Wahl der Reha-Einrichtung und des Zeitpunkts

Im Vorfeld stellten sich unseren Erzählern Fragen nach der Art, dem Ort und dem Zeitpunkt der Reha. Dabei durchliefen die meisten der Interviewpartner mehre Entscheidungsphasen. Je nach Kostenträger, Reha-Art und Bundesland ist es in unterschiedlichem Ausmaß möglich, Einfluss auf die Wahl der Reha-Art, der Klink und des Zeitpunktes zu nehmen (siehe Infos und Links).

Ambulant oder stationär?

Allgemein gilt der Grundsatz, dass wenn möglich eine ambulante Reha einer stationären Reha vorgezogen werden sollte (siehe Infos und Links). Dies führte bei manchen unserer Erzählerinnen dazu, dass eine stationäre Reha gar nicht zur Debatte stand oder nicht genehmigt wurde (siehe Beantragung der Reha). Es gibt aber eine Reihe verschiedener medizinischer oder persönlicher Gründe, warum für unsere Interviewpartner jeweils die Entscheidung für eine ambulante oder stationäre Reha ausfiel.

Persönliche Gründe für eine ambulante Reha waren häufig, in der Nähe der Heimat und der Familie sein zu wollen, das in der Reha Erlernte auch direkt im Alltag umsetzen zu können sowie abends eine gewisse Normalität aufrecht zu erhalten.

Für Bernd Watke war es wichtig, in der Nähe seiner Familie zu sein.

Für Katja Scholz war es ein Vorteil, nicht aus ihrem Umfeld herauszukommen und dadurch dauerhafte Kontakte knüpfen zu können.

Für manche unserer Interviewpartner kam eine ambulante Reha dagegen nicht in Frage, so dass sie sich für eine stationäre Reha einsetzten oder ihnen diese zugewiesen wurde. Oft war von vornherein klar, dass es sich um einen stationären Aufenthalt handeln musste, weil sie für eine ambulante Reha nicht in der körperlichen oder psychischen Verfassung waren. Dies war dann der Fall, wenn zum Beispiel der Anfahrtsweg zu einer passenden ambulanten Reha-Einrichtung zu lang oder beschwerlich gewesen wäre beziehungsweise es für die spezifische Erkrankung keine ambulante Einrichtung gab. Manchmal waren es auch die Ärzte, die explizit stationäre Reha anrieten oder darauf drängten, da sie einen Abstand zum Alltagsumfeld und der Familie befürworteten. Die Möglichkeit, eine Auszeit vom Alltag und der Familie und all den damit verbundenen Arbeiten oder Belastungen zu haben und sich somit voll auf die Gesundung und die Therapien konzentrieren zu können, war für viele ein wichtiges Argument bei der Entscheidungsfindung.

Josef Vögtle bekam von seinem Arzt die stationäre Reha nahegelegt, weil er sich sonst zuhause überfordert hätte. Er bereute es nicht.

Sven Winkler war froh, dass medizinisch nur eine stationäre Reha möglich war.

Einige Erzählerinnen wussten gar nicht von der Möglichkeit einer ambulanten Reha und hätten sich diesbezüglich mehr Informationen gewünscht. Maria Hoffman ließ sich durch Bewertungen im Internet, wie anstrengend eine ambulante Reha sei, abschrecken und beantragte dann eine stationäre Reha.

Während für manche die Kinder ein Grund waren, lieber eine ambulante Reha zu machen, war es für andere wichtig, sich um eine vorübergehende Betreuung zu kümmern und Abstand zu finden. Für einzelne gab es auch die Möglichkeit, Kinder als Begleitpersonen in die Reha mitzunehmen (siehe Gemeinsame Reha mit Angehörigen).

Einige Erzähler berichten nach einer stationären Reha von der Erfahrung, dass man zuhause ankommt und den Alltag nicht erprobt hat, sich vielleicht sogar darin verloren fühlt oder das Gelernte nicht anzuwenden weiß (siehe Nach Hause kommen).

Wunschort und Wunschklinik

Für die Reha gilt allgemein das sogenannte Wunsch- und Wahlrecht, das besagt, dass der persönliche Wunsch, in welche Klinik ein Rehabilitand gehen möchte, berücksichtigt werden muss, wenn es sich um eine geeignete Klinik handelt. Dem sind jedoch Grenzen gesetzt. Bei einer AHB spielt die Entfernung zur Einrichtung eine noch größere Rolle (siehe Infos und Links). Persönliche Wünsche und individuelle Besonderheiten sollten im Reha-Antrag vermerkt werden, insbesondere dann, wenn die Klinikwahl medizinisch begründet ist.

Heike Tschirner beschreibt das Wunsch- und Wahlrecht.

Viele unserer Interviewpartnerinnen machten von ihrem Wunsch- und Wahlrecht Gebrauch. Anderen war es egal. Manche wussten gar nicht, dass sie ein Mitspracherecht bei der Klinikwahl hatten und hätten sich im Nachhinein mehr Informationen darüber gewünscht.

Andrea Schäfer erfuhr erst in der Reha von anderen, dass man ein Mitspracherecht bei der Auswahl der Klinik hat.

Viele Erzähler informierten sich im Vorfeld ausführlich über die verschiedenen Möglichkeiten, während andere einfach auf sich zukommen ließen, was ihnen vom Kostenträger, vom Sozialdienst in der Klinik oder von Ärzten vorgeschlagen wurde. Hier berichten einige, dass sie zwischen einer kleinen Auswahl an Einrichtungen entscheiden sollten/durften. Insbesondere bei der AHB ergab sich die Auswahl der Reha-Einrichtung durch die Frage, wo zum jeweiligen Zeitpunkt in erreichbarer Nähe überhaupt ein Platz frei war.

Britta Eyfried informierte sich selbst ausführlich über verschiedene Reha-Einrichtungen.

Unsere Interviewpartner benennen sehr verschiedene Aspekte, die für sie bei der Wahl einer Einrichtung eine Rolle spielten:

    • Eigene Vorerfahrungen, Empfehlungen aus dem Bekannten- und Freundeskreis sowie Hinweise auf den „guten Ruf“ einer Klinik durch Selbsthilfegruppen oder Ärzte waren für viele unserer Erzähler ausschlaggebend.

    • Während einige Erzähler Internetbewertungen sehr hilfreich fanden, trauten andere diesen Bewertungen nicht, insbesondere dann nicht, wenn die Bewertungen direkt auf den Webseiten der Einrichtungen platziert waren.

    • Heike Tschirner äußert sich skeptisch gegenüber Kliniken, die einen großen Konzern im Hintergrund haben, da sie die Erfahrung machte, dass dort Dinge wie Fernseher, Getränke oder anderes zusätzlich in Rechnung gestellt wurden.

    • Ein weiterer Aspekt bei der Klinikwahl war häufig die Spezialisierung der Klinik. Einige wollten gerne mit anderen Patienten mit der gleichen Erkrankung in Kontakt kommen, andere wurden dadurch abgeschreckt und entschieden sich bewusst gegen eine spezialisierte Klinik.

    • Für einige waren eine bestimmte Ausrichtung (z.B. auf spiritueller Ebene) oder Angebote (z.B. im physiotherapeutischen Bereich) ein Auswahlkriterium.

    • Manchen war es wichtig, eine Einrichtung zu finden, in der zeitgleich ein Angehöriger ebenfalls eine Reha absolvieren konnte oder in der eine Kinderbetreuung für die begleitenden Kinder angeboten wurde (siehe Gemeinsame Reha mit Angehörigen).

    • Die räumliche Entfernung war für die meisten ein wesentliches Kriterium: Während einigen die Heimatnähe wichtig war, um abends oder am Wochenende Besuch von der Familie oder von Freunden bekommen zu können, wollten andere lieber weit weg, um Abstand zu haben und sich auf sich selbst zu konzentrieren.

    • Die Erreichbarkeit der Klinik mit öffentlichen Verkehrsmitteln war für manche Betroffene ebenso relevant.

    • Viele der Erzählerinnen entschieden sich bewusst für einen Standort in den Bergen oder am Meer, weil sie besondere Erfahrungen mit der Landschaft gemacht hatten oder schon immer einmal dorthin wollten. Insbesondere die Lage am Meer begründeten Erzählerinnen damit, dass sie als Haupt- oder Nebendiagnose Lungenerkrankungen hatten. Schließlich bezogen einige in ihre Überlegungen ein, ob zur geplanten Jahreszeit mit Sonne oder Schnee zu rechnen war.

    • Manche machten die Erfahrung, dass die Auswahl an Kliniken durch die Zusammenarbeit von Kostenträger und Einrichtungen begrenzt war.

    Brigitte Lenz entschied sich für eine Reha am Meer, die weit weg war von zuhause, und war damit sehr glücklich.

    Margot Kirsch erhielt von ihrer Krankenkasse die Info, dass an ihrem Wunschort keine Einrichtung in Frage käme. Mit Unterstützung klappte es dann aber doch.

    Zeitpunkt der Reha

    Auch beim Zeitpunkt, zu dem die Reha stattfinden sollte, hatten einige unserer Erzähler in begrenztem Umfang ein Mitspracherecht. Zunächst muss der Reha-Antrag bewilligt werden, was einige Zeit in Anspruch nehmen kann. Danach muss manchmal abgewartet werden, bis die entsprechende Reha-Einrichtung auch einen Platz frei hat. Manche unserer Erzähler bekamen einen Termin zugeteilt, manche wurden auf eine Warteliste gesetzt oder nach ihrem Wunschtermin gefragt.

    Bei einer AHB werden diese Abläufe zumeist vom Sozialdienst der Akutklinik koordiniert und für die Patienten so gestaltet, dass sie lediglich einen zeitnahen Termin zum Reha-Antritt genannt bekommen bzw. direkt verlegt werden (siehe Beantragung der Reha). Eine AHB muss innerhalb eines bestimmten Zeitfensters nach der Entlassung aus der Akutklinik beginnen.

    Manche hatten vom Arzt die Anweisung, wann sie frühestens in Reha gehen sollten, weil sie davor aus medizinischen Gründen noch nicht „rehafähig“ seien. Andere merkten erst in der Reha, dass für sie der Zeitpunkt eigentlich zu früh war und sie anfangs nur bedingt von den Therapien profitieren konnten.

    Einige unserer Interviewpartner setzten sich aktiv dafür ein, dass ihre Wünsche für den Zeitpunkt der Reha berücksichtigt wurden, andere waren froh, sich nicht selbst darum kümmern zu müssen. Der persönliche Wunschtermin war manchmal durch die Erkrankungsphase, manchmal aber auch durch andere Faktoren wie Familienfeste oder die Arbeitssituation begründet. Letztlich behält sich der Kostenträger vor, den Zeitpunkt der Reha zu bestimmen, auch weil die medizinische Notwendigkeit Richtschnur sein sollte und nicht die Frage, ob der Zeitpunkt passend für den Arbeitgeber ist.

    Die AHB direkt nach der Akutbehandlung war für Heike Tschirner zu früh.

    Ana Schulzes Arzt verhinderte, dass sie zu früh in die Reha geschickt wurde.

    Britta Eyfried klärte mit ihrem Arbeitgeber, wann der richtige Zeitpunkt für die Reha war.

    Einige der Erzählerinnen mussten aus verschiedenen Gründen ihren Reha-Beginn verschieben, weil zum Beispiel ein Familienmitglied erkrankte und pflegebedürftig war oder sie selbst erkrankten. Dies war in der Regel auch möglich und wurde direkt mit der jeweiligen Reha-Einrichtung geklärt.

    Während die Frage nach dem Beginn der Reha für manche problemlos geklärt werden konnte, erzählen andere von großen planerischen Herausforderungen.

    Claudia Gross musste lange auf ihren Reha-Platz warten.

    Claudia Frohwein konnte den Anreisetermin mit der Reha-Einrichtung direkt klären.