Der Weg zur Operation

Nach der Diagnosemitteilung waren die Informationen für unsere Interviewpartner von großer Bedeutung, ob der Tumor operativ aus der Prostata entfernt werden kann und damit eine Heilung möglich wäre oder nicht. Ob eine Operation erfolgsversprechend ist, hängt von der Klassifikation und dem Stadium des Tumors ab. Außerdem spielt auch das Alter der Männer eine Rolle. Einige Interviewpartner berichten, dass ihre Ärzte ihnen verschiedene Behandlungsoptionen darlegten, so dass sie ein Verfahren wählen konnten, welches die besten Chancen auf Heilung versprach. Allerdings wollten sich nicht alle operieren lassen und manche lehnten die Möglichkeit der Operation von vornherein für sich ab.

Josef Mayer wurde von seinem Arzt die Operation empfohlen.

Kay Hahn entschied sich gegen eine Operation die ihm von den Ärzt*innen empfohlen wurde.

Einige unserer Interviewpartner bekamen von ihren Ärzt*innen nur die Operation als sinnvolle Behandlungsmöglichkeit genannt. Dadurch sei es für die Gesprächspartner nur noch darum gegangen, zu entscheiden, wo und wie die Operation gemacht werden solle. Manche Männer hatten dabei das Gefühl, nicht selbst entscheiden zu können. Ein Erzähler ist mit den Entscheidungen im Nachhinein nicht zufrieden und vermutet auch wirtschaftliche Gründe hinter der Empfehlung seines Arztes.

Bei einigen wurden ihre Behandlungsoptionen auch in einer Tumorkonferenz besprochen. Die Interviewpartner berichten davon, dass ihnen das zusätzliche Sicherheit gegeben habe, weil dort Fachärzte verschiedener Disziplinen miteinander diskutiert hätten.

Einige unserer Gesprächspartner erzählen, dass sie das Gefühl hatten, sich schnell entscheiden zu müssen, weil die Operation rasch durchgeführt werden musste, um ein Voranschreiten oder Metastasieren zu verhindern. Einige andere beschreiben, dass sie den Krebs so schnell wie möglich „loswerden“ wollten, andere brauchten mehr Bedenkzeit. Einige schildern, dass sie erst später, zum Teil erst nach der Operation merkten, dass sie mehr Zeit für die Entscheidung gebraucht hätten oder sich hätten nehmen können. Rückblickend sei es auch mit der Zeit und dem wachsenden (digitalen) Informationsangebot leichter geworden, sich zu informieren und Gedanken über die Entscheidung zu machen (siehe auch Aufklärung und Informationssuche).

Durch eine Empfehlung seines Hausarztes, Urologen und seines Operateurs hat sich Detlev Winter schnell entschieden.

Michael Albrecht bekam Alternativen aufgezeigt und entschied sich schnell für die Operation.

Wilhelm Berger hat die Bedenkzeit genutzt um zur Selbsthilfegruppe zu gehen, später half ihm sein Urologe.

Fast alle Gesprächspartner berichten, dass es grundsätzlich wichtig war, sich Sicherheit in ihren Entschlüssen zu holen und Zweifel zu beseitigen.

Einige Interviewpartner berichten, dass sie sich gut aufgeklärt gefühlt hätten und sie dies als zentral und hilfreich empfanden (Aufklärung und Informationssuche). Einige vertrauten dem Rat ihres Hausurologen und überließen ihm die Entscheidung, weil sie ihn schon lange kannten und ihn für kompetent hielten. Sie sahen daher keinen Grund, sich weitere Meinungen einzuholen. Die Interviewpartner betonen, dass eine klare Empfehlung oder Präferenz durch ihren Arzt eine große Hilfe war. Leider war die Lage nicht immer eindeutig und die Entscheidung daher nicht einfach.

Manche haben sich auch im Freundeskreis ausgetauscht, weil sie unsicher waren und sich durch Freunde in ihrer Wahl bestärken lassen wollten.

Wolf Jungs Ärzt*innen hatten verschiedene Empfehlungen und er fand es schwer, selbst zu entscheiden.

Manche der Interviewpartner berichten, dass die Ärzt*innen ihre Partnerinnen bei Aufklärungsgesprächen über Risiken und Nebenwirkungen der Operation dazu gebeten hätten, andere berichten, dass sie die Entscheidung und ihre möglichen Konsequenzen mit ihren Partnerinnen besprochen hätten (Partnerschaft und Sexualleben). Dabei sei es vor allem auch um die Begleiterscheinung wie mögliche Impotenz gegangen.

Operationsmethode

Mit dem Entschluss, sich einer Operation zu unterziehen, begann für einige Interviewpartner eine Suchphase, wobei auch der jeweilige Stand der Technik eine Rolle gespielt habe. Es sei darum gegangen, eine*n geeignete*n Operateur*in und die passende Methode zu finden, besonders wenn die diagnostizierenden Urolog*innen sie nicht operieren konnten oder sie nicht von ihnen operiert werden wollten. Einige mussten sich extra Zeit nehmen, um nach einem Operateur/einer Operateurin zu suchen. Neben den medizinischen Fragen spielte Vertrauen zu den behandelnden Ärzt*innen eine große Rolle.

Für einige war die Erfahrung des Operateurs/der Operateurin ein ganz zentrales Kriterium bei ihrer Entscheidung. Wichtig sei den Männern gewesen, wie viele Operationen ihr Arzt/ihre Ärztin schon durchgeführt hat und in welcher Klinik die meisten Operationen durchgeführt werden. Sie gaben an, diese Aspekte auch im Gespräch erfragt zu haben und gezielt nach diesen Kriterien gesucht und verglichen zu haben.

Volker Keller überlegte, bei wem er sich operieren lassen sollte.

Heinz Seidel hatte sich vier Kliniken herausgesucht und entschied sich aus familiären Gründen.

Peter Engel fragte direkt, wie viele Operationen schon gemacht wurden. Außerdem wollte er in der Umgebung bleiben.

Die Operationsmethoden haben sich in den letzten Jahren weiterentwickelt, so dass mittlerweile bei den verschiedenen Operationsverfahren Unterbauchschnitt, Dammschnitt und Bauchspiegelung vergleichbare Ergebnisse in Bezug auf Wiederherstellung der Funktionalität und Mobilität erreicht werden, was auch unsere Interviewpartner berichten (Erleben und Auswirkungen der Operation).

Sorgen vor der OP

In den Interviews wurde auch deutlich, dass manche unserer Männer Erwartungen und Hoffnungen in die Operation setzten, aber auch Sorgen und Ängste vor einer Operation hatten. Sie beschreiben Angst vor Komplikationen, dass sie nicht aus der Narkose aufwachen würden oder bleibende Schäden zurückbehalten würden. Dazu kamen die Sorgen, damit vielleicht die Familie oder Frau im Stich zu lassen und sich nicht mehr kümmern zu können.

Für Peter Engel war die Operation wie ein stellvertretendes Sterben. Am Ende hat er Dankbarkeit empfunden.

Operation - Vorlauf

Bevor die Operation durchgeführt wurde, mussten verschiedene Untersuchungen ein paar Tage vor der Operation gemacht werden. Manche berichten, dass ihnen davor entweder im Gespräch oder per Post mitgeteilt worden war, wie der Ablauf sein würde, damit sie am Tag der Operation keine Überraschungen erleben würden. Damit waren sie im Klaren, wann sie operiert wurden, wann sie sich im Krankenhaus einzufinden hätten, wie die Operation ablaufe und wann sie das Krankenhaus voraussichtlich wieder verlassen könnten. Einige erzählen, dass sie auf die Operation vorbereitet waren, es dann aber zu Verzögerungen kam.

Rainer Wolffs Operation verschob sich, weil ihm keiner sagte, dass er sein Medikament hätte absetzen müssen.

Volker Keller hatte bei den Voruntersuchungen das Gefühl: Die wissen, was sie tun.

Im Thementext Folgen der Operation schildern unsere Interviewpartner ihre Erfahrungen, nachdem sie operiert waren (Erleben und Auswirkungen der Operation).