Die Erfahrungen von Laura Heppner

Portrait Laura Heppner ist zum Interviewzeitpunkt 38 Jahre alt. Sie hat 2 Kinder, eines der Kinder hat ADHS. Frau Heppner und ihr Mann wollen ihrem Kind keine Medikamente geben – auch wenn dies von vielen Seiten empfohlen wird. Sie setzen eher auf Psychotherapie. Frau Heppner hat einer Veröffentlichung ihres Interviews in der Textversion zugestimmt.

Laura Heppner hat zwei Söhne, die sehr unterschiedlich sind. Das jüngere Kind ist eher eine Ausnahme, „unser Sonnenschein“, ein sehr ruhiges Kind. Ihr Mann, der älteste Sohn und sie seien dagegen immer sehr lebhaft. Die Probleme mit dem Kleinerem begannen bereits im Kindergarten. Zu diesem Zeitpunkt hatten ihr Mann und sie noch gar keine Auffälligkeiten bemerkt, wurden dann aber vom Kindergarten informiert, dass ihr Sohn anders sei. Er störe im Kindergarten und könne sich nicht integrieren. Frau Heppner glaubte zunächst, das läge am Kindergarten. Aber in der Grundschule setzte sich die Erfahrung fort. Der empfohlene Kontakt mit dem Jugendamt führte dann dazu, dass das Kind in eine Tagesgruppe kam, um z.B. bei den Hausaufgaben unterstützt zu werden. Einer Realschul-Empfehlung sind die Eltern nicht gefolgt. Sie entschieden sich für ein Sportgymnasium. Der jüngere Sohn war schon immer sehr sportlich; seine Leistungen in Mathematik sind dort auch sehr gut.

Häufiger schon wurde den Eltern eine medikamentöse Therapie für ihren Sohn empfohlen. Sie selbst aber – genauso wie ihr Kind – lehnen dies ab. Vor allem aus Angst, dass die Medikamente die Persönlichkeit verändern könnten. Sie haben diese Haltung aufrechterhalten, obwohl Lehrkräfte und verschiedene Psychiaterinnen und Psychiater immer wieder zu Medikamenten geraten haben.

Der Junge war immer schon ein „Wirbelwind“, wollte immer beschäftigt werden und braucht manchmal jemanden, der ihn führt. Frau Heppner erlebt ihr Kind als sehr durchsetzungsstark; es sind eigentlich immer „Machtkämpfe“ mit ihm. Die Psychiaterin, die Lehrerin, aber auch die Großmutter fragen immer wieder, wer eigentlich zuhause die Kontrolle hat. Dann gibt es auch schon mal vom Partner oder der Oma den sanften Vorwurf, dass die Mutter zu viel erlaube. Aber – so Laura Heppner – andere wissen gar nicht, wieviel Kraft die Auseinandersetzungen mit einem Kind mit ADHS erfordert. Und ganz ungerecht sei es, wenn der Mutter dann auch noch der Vorwurf der Berufstätigkeit gemacht wird.

Immer wieder betont Laura Heppner, dass der Jüngste ein ungemein liebes und aufmerksames Kind ist. Er liebt Tiere, überrascht gern Eltern und Bruder mit Essen und würde alles für seinen Bruder tun. Frau Heppner sieht es als eine ihrer wichtigsten Aufgaben an, ihrem Kind bei der Strukturierung des Tages zu helfen, beim Aufräumen des Zimmers, bei den Hausaufgaben, bei der Organisation seines Trainings und seiner Hobbies. Während der kleinere Sohn die Diagnose ADHS für eine „Erfindung“ hält, glaubt Laura Heppner schon, dass da was dran ist. Man sollte nur nicht so fokussiert auf die Störung sein. Denn dann könnten die Kinder versuchen, alles mit der Störung zu erklären. Manchmal macht sie sich Gedanken, ob alles ganz anders gekommen wäre, wenn man schon früher auf gewisse Signale geachtet hätte.

Das Interview wurde 09.08.2014 geführt.

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