Kay Hahn schätzt die Bandbreite an Erfahrungen, die er in der Selbsthilfegruppe erlebt.

Na ja, aber dieser erste Termin, der hat mir gut getan. Der hat mir einfach gut getan, weil da klar war, es gibt wirklich die ganze Bandbreite. Erstens einmal: Ganz ruhig. Also wer immer einem da irgendetwas einredet oder will, bei dieser Erkrankung kannst du davon ausgehen, du hast reichlich Zeit zum Überlegen. Und dann Männer mitzuerleben, die schon zehn, fünfzehn Jahre mit einem Tumor leben, ohne sich haben operieren zu lassen, war unglaublich wohltuend. Weil all die Bilder von: Drama- ich sterbe- das wird ganz schlimm ausgehen, haben sich ein gutes Stück verflüchtigt in dem Moment. Einfach so, also wirklich so eine Ganzkörperentspannung, das Drama ist nicht so groß. Und es war gut, da bei diesem ersten Termin sprechen zu können, erzählen zu können, wie mein Fall liegt. Es war gut, von anderen Männern was dazu zu hören. Es war gut, auch die zu hören, die sich gleich haben operieren lassen und dass das alles so nebeneinander stehen konnte. Und dass es da schon einige gibt, die so ein bisschen: "Ich will dich jetzt überzeugen, du musst doch so und so-." Aber das darf da alles so sein, das war sehr angenehm. (...)  
Und die Entscheidung kann mir keiner nehmen und das war eben der Genuss an der Selbsthilfegruppe, das klar war: Prostatakrebs hat sehr unterschiedliche Verläufe, unterschiedliche Stadien, in denen es sein kann: "Du mit deinem Alter, informiere dich umfassend und nur du kannst es entscheiden." Und genauso spüre ich es auch, wenn ich das nicht tue und hätte ich mich auf den Erstrat eingelassen, dann wäre ich jetzt schon längst operiert und wüsste nicht- vielleicht hätte ich es gut vertragen und so, aber dann wäre die Aussicht auf Kinder dahin. Aber das wäre, wenn ich nicht noch eine Eigeninitiative zur Informationsvielfalt gehabt hätte. Also umfassende Information hat mir keine Einzelperson geliefert, jeder hat mir so ein kleines Bausteinchen dazu gegeben.