Ängste und Sorgen

Während der Zeit der Isolation erlebten unsere Interviewpartner*innen viele Ängste und Sorgen. Wie die Interviewpartner*innen mit diesen Ängsten umgingen, wird detaillierter unter was während der akuten Erkrankung half beschrieben. Nicht zu wissen, ob sich ihr Gesundheitszustand verschlechtern würde und ab wann sie aufgrund der Schwere ihrer Symptome ins Krankenhaus sollten, verunsicherte unsere Interviewpartner*innen während der Isolation sehr. Auch die Angst andere angesteckt zu haben und die Schuldgefühle sowie Sorge gegenüber Menschen aus ihrem engsten Umfeld, die sie vermutlich angesteckt hatten, belasteten viele unserer Interviewpartner*innen. 

Klara Augustin machte sich große Vorwürfe, ihre Tochter und ihren Mann angesteckt zu haben.

Juliane Böhm durchlebte verschiedene Ängste während der Isolation im März 2020.

Martin Krause sorgte sich während seiner Isolation im April 2021 um seine Familie und empfand diese Situation als lebensbedrohlich.

Linus Sander hatte während seiner Isolation im März 2022 Angst, schwer zu erkranken.

Während ihrer eigenen Isolation zuhause erlebten einzelne Interviewpartner*innen, dass Familienangehörige oder Partner*innen aufgrund der Schwere ihrer Symptome ins Krankenhaus eingeliefert und dort behandelt werden mussten. Sie konnten zwar über das Telefon mit ihnen Kontakt halten, aber nicht in ihrer Nähe zu sein. Dies war für unsere Interviewpartner*innen schlimm und nur schwer zu verkraften. Oft versuchten unsere Interviewpartner*innen für ihre Lieben im Krankenhaus stark zu sein und ihre Ängste sowie Sorgen vor ihren Lieben zu verbergen.

Ilona Bergmann erklärte ihrem Ehemann das Prozedere des künstlichen Komas und sagte ihm nicht, dass sie Angst hatte.

Viele unserer Interviewpartner*innen fühlten sich in der Isolation allein, auch wenn sie mit ihrer Familie oder ihren Mitbewohner*innen zusammenlebten. Über ihre Gedanken, ihre Gefühle und ihre Ängste, mit der Familie, Freunden oder Kollegen zu Hause, am Telefon, durch das Fenster oder im Garten zu sprechen, half ihnen sehr, ihre Ängste und Sorgen zu lindern.

Charlotte Peters tauschte sich mit ihrem Mann aus und es wurde klar, dass er sich ebenso viele Sorgen um sie machte, wie sie sich um ihn.

Kira Schneider empfand große Schuld gegenüber ihren Kolleg*innen, die sie vermutlich ansteckte. Sie kontaktierte ihre Kolleg*innen telefonisch und dies nahm ihr die Sorge.

Vereinzelt waren Interviewpartner*innen auch der Ansicht, dass es nichts bringt, Angst zu haben. So sagte auch Nils Ziegler, dass ihn Ängste eher einschränken würden und er so auch nicht zufriedener werden würde.

Nils Ziegler sah im Alltag viele unkalkulierbare Risiken und wollte sich nicht von Ängsten in seiner Freiheit einschränken lassen.