Zuhause
Im Verlauf der Pandemie veränderten sich Empfehlungen zu Schutzmaßnahmen, Diagnose und Behandlung stetig. Der Großteil unserer bisherigen Interviewpartner*innen wurde im November/ Dezember 2020, einige wurden im März 2020 und einzelne im September 2020 positiv auf das Coronavirus SARS-CoV-2 getestet.
Viele unserer Interviewpartner*innen, die positiv auf das Coronavirus SARS-CoV-2 getestet wurden, isolierten sich bei den ersten Anzeichen einer Infektion zu Hause. Spätestens nach Erhalt des positiven Ergebnisses begaben sich alle in zweiwöchige Quarantäne. Das Testergebnis wurde ihnen per E-Mail, Telefonanruf vom Gesundheitsamt mitgeteilt oder per QR-Code in einer App auf dem Smartphone angezeigt. Die Quarantäne wurde vielen telefonisch vom Gesundheitsamt verordnet. Manche berichteten, dass sich das Gesundheitsamt erst ein paar Tage später, nach Erhalt des positiven Testergebnisses, bei ihnen meldete und die Quarantäne anordnete. Da einige unserer Interviewpartner*innen über die Weihnachtszeit 2020 erkrankten, war die Kommunikation mit den Gesundheitsämtern erschwert, denn die Ämter waren zu den Feiertagen nicht mehr erreichbar. Auch berichteten Betroffene, die zu anderen Zeiten erkrankt waren, dass die Gesundheitsämter überlastet waren und sie nur wenige oder keine Informationen über die Quarantäne bekamen. Daher suchten sich unsere Interviewpartner*innen meist selbst Informationen im Internet, wie sie die Quarantäne zu Hause umsetzen sollten, z.B. auf der Homepage des zuständigen Landkreises.
Viele unserer Interviewpartner*innen versuchten von Beginn an, sich auch innerhalb ihres Wohnbereichs von anderen fernzuhalten. Dabei ging es ihnen darum, ihre Familienangehörigen oder Mitbewohner*innen vor einer Infektion zu schützen. Wie sie diese Isolation umsetzten, hing stark von den Wohnverhältnissen ab. Manche trugen in der Wohnung einen Mund-Nasen-Schutz, andere nutzten Gemeinschaftsräume zu unterschiedlichen Zeiten. Wenn es die Wohnung oder das Haus erlaubte, wurden die Wohnbereiche komplett getrennt. Vielen unserer Interviewpartner*innen fiel das schwer und es belastete sie sehr. Manche sprechen bis heute von den Auswirkungen dieser Separierung.
Andere entschieden sich gegen eine strenge Trennung von der Familie. So wie Klara Augustin, die in den ersten drei Tagen der Quarantäne eine FFP2-Maske im Umgang mit ihrer zweijährigen Tochter trug. Da die kleine Tochter dies jedoch nicht verstand und auch auf die Nähe ihrer Mutter angewiesen war, verzichtete Klara Augustin im weiteren Verlauf der Quarantäne auf das Tragen einer Maske.
Klara Augustin beschreibt, wie sie sich dazu entschloss, die Maske zu Hause abzulegen.
Interviewpartner*innen, die Fieber oder andere Erkältungsanzeichen wie Kopfschmerzen hatten, verschliefen häufig die Zeit der Erkrankung und der Quarantäne. So verbrachten sie die meiste Zeit im Bett und schliefen.
Vereinzelt kümmerten sich unsere Interviewpartner*innen während ihrer eigenen Erkrankung um ihre kleinen Kinder in der Zeit der Quarantäne. Dies fiel ihnen zum einen sehr schwer, da sie körperlich kaum dazu in der Lage waren. Zum anderen wussten sie nicht, wie sie ihren kleinen Kindern begreiflich machen konnten, dass sie die Wohnung nicht verlassen können, um z.B. einen Spielplatz aufzusuchen.
Einige Interviewpartner*innen, die einen milden Verlauf und wenig Einschränkungen durch die Erkrankung hatten, empfanden die Quarantäne zu Beginn entspannend und später belastend.
Nils Ziegler machte es sich zu Beginn der Quarantäne in seiner Hängematte gemütlich.
Mit Lebensmitteln wurde der Großteil unserer Interviewpartner*innen von Familie und Freund*innen versorgt, die ihnen das Essen vor die Tür stellten. Manche nutzten auch den Lieferservice ihres Supermarktes. Einige unserer Interviewpartner*innen, die während der Weihnachtsfeiertage in Quarantäne waren, hatten auch bereits aufgrund der anstehenden Weihnachtszeit einen Vorrat an Lebensmitteln, der sie über die Feiertage brachte. Viele der Interviewpartner*innen vermissten allerdings eine psychologische Unterstützung in dieser Zeit.
Vereinzelt versuchten die Interviewpartner*innen die Erkrankung vor anderen, z.B. Nachbar*innen im Mehrfamilienhaus, zu verheimlichen, da sie sich schämten.