Wahrnehmung von COVID-19 vor der eigenen Erkrankung

In den Interviews sprachen viele unserer Interviewpartner*innen davon, wie sie COVID-19 vor ihrer eigenen Erkrankung wahrnahmen. Eine COVID-19 Erkrankung oder das Coronavirus SARS-CoV-2 schien für viele unserer Interviewpartner*innen zu Beginn der COVID-19 Pandemie noch in weiter Ferne. Auch erzählten manche Interviewpartner*innen, dass sie die mediale Aufregung um die Erkrankung und das Virus zunächst nicht verstehen konnten, da sie dies ähnlich wie bei einer Grippe wahrnahmen.

Unsere Interviewpartner*innen schilderten, wie sie die Entwicklungen der COVID-19 Pandemie in den Nachrichten, im Fernsehen und in den sozialen Medien verfolgten. Vieles war im Jahr 2020 noch nicht über das Coronavirus SARS-CoV-2 bekannt. In den Medien häuften sich besonders in den ersten beiden Jahren der Pandemie Berichte über schwere COVID-19 Verläufe. Daher berichteten viele Interviewpartner*innen, dass sie diese Situation verunsicherte und sie sich sorgten. Für einige änderte sich durch die Berichterstattung ihre Einstellung gegenüber einer COVID-19 Erkrankung, die sie vorher für nicht so schlimm hielten.

Als Karla Schlösser die Leichentransporte im Fernsehen sah, änderte sich ihre Einstellung zu COVID-19.

Nadine Schiller beschrieb, wie sie durch Medienberichte Respekt vor COVID-19 bekam.

Einige Interviewpartner*innen erzählten, dass sie die Nähe und/oder die Bedrohung von COVID-19 erst realisierten, als in ihrem privaten Umfeld erste Fälle auftraten oder sie mit Freunden über die damalige Situation sprachen.

Laurenz Lange beschrieb, wie er in einem Telefonat mit einem Freund die globale Tragweite der COVID-19 Pandemie erkannte.

Marion Kiefer beschrieb, wie ihr COVID-19 im privaten Umfeld immer näherkam und sie dies betroffener machte als die Zahlen in den Medien.

Manche Interviewpartner*innen berichteten, dass sie sich vor ihrer Erkrankung wenig um eine Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 sorgten. Sie fühlten sich keiner Risikogruppe zugehörig, jung, gesund und fit, sodass sie eine Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 und/oder einen schweren Verlauf nicht für möglich hielten. So auch Doris Michels, 59 Jahre, die sich „unantastbar“ fühlte, da sie vorher nie krank war. Außerdem dachten einige, dass auch das Einhalten der Schutzmaßnahmen ihr Risiko einer Infektion ausreichend minimierte.   

Doris Michels war vorher immer gesund und befolgte alle Schutzmaßnahmen, daher dachte sie nicht, dass sie sich anstecken könnte.

Juliane Böhm war zuversichtlich, aufgrund ihres Alters (29 Jahre), ihrer Sportlichkeit und ihres Gewichts, keinen schweren Verlauf zu bekommen.

Emma Lehmann ernährte sich gesund, bewegte sich viel und war nie krank, daher rechnete sie nicht mit einem schweren Verlauf.

Als gegen Ende 2021/Anfang 2022 immer mehr Menschen an COVID-19 erkrankten, waren viele unserer Interviewpartner*innen geimpft und erzählten, dass sie sich geschützt fühlten und sich daher weniger um eine mögliche Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 sorgten. Vereinzelt beschrieben Interviewteilnehmer*innen auch, dass sie sich dem Virus gegenüber immun empfanden, da sie sich in den ersten beiden Jahren nicht mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 infizierten.      

 Marion Kiefer war geimpft und fühlte sich schon fast immun, als sie sich im Jahr 2022 infizierte.