Testerleben

Ab Ende Februar 2020 konnte das Coronavirus SARS-CoV-2 mit einem PCR-Test in Deutschland nachgewiesen werden. Ab März 2021 wurden auch Antigen-Schnelltests und Selbsttests zugelassen, die in kürzester Zeit Aufschluss über eine bestehende Infektion mit dem Coronavirus geben konnten.

Um Gewissheit zu haben, ob sie sich mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 infiziert hatten, erzählten die meisten Interviewteilnehmer*innen, dass sie sich beim ersten Auftreten von Erkältungssymptomen und/oder wenn sie eine Kontaktperson waren, testen ließen. Auch testeten sie sich gegen Ende der Isolation, um diese mit einem negativen Testergebnis zu beenden, wenn dies die Bestimmungen zuließen.

Der Begriff „PCR“-Test war einzelnen Interviewpartner*innen Anfang März 2020 noch nicht bekannt. Zu Beginn, aber auch im weiteren Verlauf der COVID-19 Pandemie, beschrieben einige unserer Interviewpartner*innen, dass sie unsicher waren, wo sie sich testen lassen konnten und/oder ob sie zum Testen bei ersten Erkältungssymptomen überhaupt noch die Wohnung verlassen durften. Daher informierten sie sich zuerst bei ihrem/ihrer Hausärzt*in, beim ärztlichen Bereitschaftsdienst unter der 116 117 oder bei ihrem zuständigen Gesundheitsamt. Vereinzelt schilderten unsere Interviewpartner*innen, dass sie unterschiedliche Aussagen bei Hotlines oder im Testzentrum bekamen, ob sie trotz Symptomen noch zum Testen das Haus verlassen durften oder ab wann sie sich „freitesten“ lassen konnten. Dies verunsicherte sie.

Ruth Großer erzählte, wie ihr Hausarzt sie Anfang März 2020 auf einen PCR-Test aufmerksam machte, sie aber nicht wusste, wofür dieser Test war.

Charlotte Peters beschrieb, wie sie im September 2020 einer Telefonkonferenz zweier Gesundheitsämter beiwohnen musste, um herauszufinden, wo sie sich testen konnte.

Ben Knepp bekam im Februar 2022 unterschiedliche Aussagen, ob er trotz Symptomen zum Testen gehen durfte.

Im Testzentrum wurde Anna Schwenke-Korac zunächst gesagt, dass sie aufgrund der Symptome die Wohnung nicht hätte verlassen dürfen.

Lina Bambach bekam Februar 2022 widersprüchliche Informationen zum Freitesten.

Für die meisten unserer Interviewpartner*innen war das Testen nach zwei Jahren in der COVID-19 Pandemie Routine. Sie ließen sich beim Hausarzt, in Fieberambulanzen und/oder an Testzentren von Kliniken, Hilfsorganisationen (z.B. Johanniter) sowie Gesundheitsämter via PCR-Abstrich testen. Vereinzelt beschrieben unsere Interviewteilnehmer*innen ihre Aufregung vor dem PCR-Test, da sie noch nie von anderen zuvor getestet wurden und sie bereits von anderen von möglichen Nebenwirkungen erfahren hatten.

Christian Biermann war vor seinem ersten PCR-Test sehr aufgeregt.

Einige unserer Interviewpartner*innen, die Anfang März 2020 Erkältungssymptome entwickelten und sich per PCR-Abstrich testen lassen wollten, erzählten, dass sie nicht den damaligen Kriterien für einen PCR-Test entsprachen. Daher wurden sie entweder gar nicht oder nicht sofort auf das Coronavirus SARS-CoV-2 getestet.

Regina Kopp wurde im März 2020 gar nicht auf das Coronavirus SARS-CoV-2 getestet.

Da Laurenz Lange im März 2020 weder Kontakt zu einer infizierten Person hatte, noch sich in einem Risikogebiet aufhielt, wurde Laurenz Lange zunächst trotz Erkältungssymptomen nicht auf das Coronavirus SARS-CoV-2 getestet.

Laurenz Lange war froh, dass er sich ein paar Tage später auf das Coronavirus SARS-CoV-2 testen lassen konnte, da sich seine Mitbewohnerin ebenfalls infiziert hatte und sie im medizinischen Sektor arbeitete. Regina Kopp wollte aufgrund länger anhaltenden Symptomen Gewissheit haben und ließ ein paar Monate später einen Antikörpertest durchführen. Dieser Test wies die Infektion mit dem Coronavirus nach. Karla Schlösser war trotz fehlendem Test überzeugt, dass sie sich mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 infiziert hatte und dieses Wissen genügte ihr.

Interviewpartner*innen, die sich zu Beginn der Pandemie testen ließen, schilderten, wie sie sich plötzlich als gefährlich oder aussätzig fühlten, als sie von Menschen in Schutzausrüstungen und draußen vor Hausarztpraxen getestet wurden.   

Kira Schneider beschrieb, wie sie Anfang März 2020 von ihrer Hausärztin vor der Arztpraxis getestet wurde und dass sie sich als gefährlich empfunden hat.

Andere Interviewteilnehmer*innen berichteten von außergewöhnlichen Testerlebnissen. So erzählte Simon Kerner, wie er und seine Familie sich im Februar 2022 von einem Kollegen seiner Ehefrau in der Praxis testen ließ, wo seine Frau arbeitete und wie sie später die Tests selbst in das Labor brachten, da am Wochenende kein Kurier verfügbar war. Nicole Dachner war selbst als Krankenschwester tätig, als sie erste Erkältungssymptome bemerkte und sich im Oktober 2020 daraufhin in einem Nachtdienst per PCR selbst abgestrichen hatte.

Simon Kerner hatte ein abenteuerliches Testerlebnis im Januar 2022.

Nicole Dachner führte selbst einen PCR-Abstrich bei sich durch.

Ab März 2021 waren Antigen-Schnelltests in Deutschland zugelassen. Auch unsere Interviewpartner*innen schilderten, dass sie diese nutzten und diese als hilfreiches Tool empfanden. So half es ihnen, schneller Aufschluss über eine mögliche Infektion zu erhalten und sie konnten sich frühestmöglich mit einem negativen Test aus der Isolation frei testen. Aber auch im beruflichen und privaten Umfeld beschrieben unsere Interviewteilnehmer*innen, wie sie die Tests nutzten, um sich vor einer Ansteckung zu schützen.

Dominique Kouri berichtete davon, wie ein Freund ihr zu einem Antigen-Schnelltest riet, da sie selbst nur von einer einfachen Grippe ausging.

Karl Metz erhielt einen Anruf von einer Bekannten, deren Tochter positiv auf das Coronavirus getestet wurde. Daraufhin machte die gesamte Familie Antigen-Selbsttests.

Julia Unruh testete sich jeden zweiten Tag per Antigen-Selbsttest zuhause, da sie aufgrund ihres Asthmas nicht sicher war, ob sie frei von COVID-19 Symptomen war.

Unsere Interviewteilnehmer*innen erhielten das positive Ergebnis des PCR-Tests durch einen Telefonanruf, eine E-Mail oder eine APP. Die Ergebnisse wurden etwa 1 bis 3 Tage nach dem PCR-Abstrich übermittelt. Vereinzelt erzählten unsere Interviewteilnehmer*innen, dass sie trotz Symptome nicht sofort positiv auf das Coronavirus via PCR getestet wurden, so wie Michael Baumann und Stephan Bergmann. Sie wurden zu Beginn ihrer Erkrankung mehrmals negativ auf das Coronavirus SARS-CoV-2 getestet. Während der dritte Test bei Michael Baumann ein eindeutig positives Ergebnis aufwies, war der dritte Test von Stephan Bergmann nur leicht positiv. Dies verwunderte sie, da sie zu dem Zeitpunkt bereits schwerwiegende Symptome aufwiesen.

Michael Baumann wurde im März 2020 aufgrund der Schwere der Symptome zunächst stationär, später intensivmedizinisch behandelt, erst der dritte Test fiel positiv aus.

Im Oktober 2020 wurde Stephan Bergmann im Verlauf seiner Erkrankung zunächst zweifach negativ auf das Coronavirus SARS-CoV-2 getestet, bevor ein PCR-Test ein leicht positives Ergebnis zeigte.

Einige Interviewpartner*innen berichteten auch, dass die Ergebnisse der Antigen-Selbsttests zum Teil, trotz eindeutiger COVID-19 Symptome, ebenfalls negativ oder nicht eindeutig ausfielen. Dies verunsicherte sie sehr. So nahmen Juliane Laurenz und Linus Sander diese Tests mit in das Testzentrum, um dort nachzufragen. Andere wechselten die Marke der Antigen-Selbsttests zuhause.

Juliane Laurenz berichtete von Unterschieden in den Testergebnissen von Antigen-Selbsttests und Antigen-Schnelltests in einem Testzentrum.

Linus Sander hatte zum Freitesten mehrere Antigen-Selbsttests zuhause gemacht, deren Ergebnisse nicht eindeutig waren.

Um bei der Kontaktpersonennachverfolgung zu helfen, erzählten einige Interviewpartner*innen, dass sie ihr positives Testergebnis nach Erhalt in die Corona-Warn-App einpflegen wollten. Dies gestaltete sich in manchen Fällen als schwierig und war für die Interviewpartner*innen unverständlich.

Christian Biermann beschrieb, dass es ihm nicht möglich war, sein Testergebnis in die Corona-Warn-App hochzuladen.

Dominique Kouri erzählte, dass sie ihr Testergebnis in der App plötzlich nicht mehr finden konnten. Daher rief sie das Labor an, das den Test durchführte. Der Test war wichtig für die Dokumentation und den Genesenenstatus im weiteren Verlauf der COVID-19 Pandemie.

Das Testergebnis von Dominique Kouri war plötzlich weg und daher rief sie nochmal das Labor an.