Die Erfahrungen von Angelika Keller

Portrait Angelika Keller ist zum Zeitpunkt des Interviews 64 Jahre alt und verheiratet. Sie pflegt ihren querschnittsgelähmten Mann. Aufgrund der Brustkrebsdiagnose 2022 wurde sie zwei Jahre eher berentet, als geplant. Sie ist geringfügig erwerbstätig und nimmt dies als wertvollen Ausgleich wahr, zumal sie bei der Arbeit viele soziale Kontakte hat. Ihre positive Lebenseinstellung und Zeit für sich selbst helfen ihr bei der Krankheitsbewältigung.

Da Angelika Keller keine körperlichen Anzeichen spürte, war sie sehr überrascht, als sie nach dem Mammographie-Screening kontaktiert wurde. Der Tumor war sehr versteckt, weshalb erst nach weiteren Screenings und einer Biopsie eine brusterhaltende Operation sowie Bestrahlungen erfolgten. Sie empfand den Prozess als unkompliziert, zumal ihre Frauenärztin – Nachbarin und gute Bekannte – sie stetig betreute. Auch die weitere Versorgung und Zusammenarbeit zwischen den Beteiligten hat Angelika Keller als reibungslos empfunden. Maßgeblich dazu beigetragen hat ihrer Meinung nach die ländliche und dadurch sehr persönliche Versorgung sowie Aufklärung und Vorträge in der Anschlussheilbehandlung.  

Während der Anschlussheilbehandlung hatte Angelika Keller viel Zeit für sich selbst und konnte sich die Diagnose durch den Kopf gehen lassen. Ihr haben Gespräche mit einer Psychotherapeutin geholfen. Daher hat sie auch nach der Anschlussheilbehandlung eine Psychotherapie in ihrem Wohnort in Anspruch genommen. Angelika Keller nahm am in der Anschlussheilbehandlung am Sportprogramm teil, was ihren Muskelaufbau im Bereich der Brust gefördert hat. Die Übungen führt sie auch weiterhin täglich Zuhause aus. Bewegung ist ihr sehr wichtig. Spaziergänge und Radtouren an der frischen Luft machen sie zufrieden und sie fühlt sich dadurch ausgeglichen. In der Anschlussheilbehandlung hat sie andere Patientinnen kennengelernt. Mit diesen ist sie auch zum Zeitpunkt des Interviews noch in Kontakt.

Angelika Keller betont, dass sie vorsichtiger und achtsamer mit ihrem Körper umgeht. Sie versucht, ihren Alltag zu entschleunigen, indem sie sich Ruhepausen gönnt. Weiterhin ist sie sensibler gegenüber den Themen Tod und Sterben geworden. Daher macht sie ihr Umfeld, z.B. ihre Schwestern, auf die Bedeutung und Relevanz des Mammographie-Screenings aufmerksam.

Angelika Keller möchte nach vorne blicken und sich nicht ständig mit Themen rund um Krebs beschäftigen. Anderen Betroffenen empfiehlt sie, dass diese auf ihre Bedürfnisse hören und ihren eigenen Weg gehen. Angelika Keller hat sich zu jeder Zeit von ihren erwachsenen Kindern unterstützt gefühlt. Durch ihre positive Lebenseinstellung versucht sie, ihnen die Sorgen zu nehmen. Sie kann ebenso auf die Unterstützung im Freundeskreis zählen. Angelika Kellers querschnittsgelähmtem Ehemann hat die Diagnose seiner Frau Angst gemacht, da sie für ihn die Pflegeperson und damit der Hauptkontakt ist. Sie versucht, den Pflegealltag mit eigenen Bedürfnissen zu vereinbaren, indem sie z. B. einmal in der Woche einer geringfügigen Beschäftigung nachgeht. Dort genießt sie die Abwechslung und die sozialen Kontakte.

Das Interview wurde im Juni 2023 geführt.

 

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