Jasmin Nussing erzählt von ihren Erfahrungen mit einer Mentaltrainerin.

Jetzt haben Sie die Mentaltrainerin erwähnt. Ich kenne das Konzept nicht. Ich kenne Psychoonkologie, Psychologinnen, jede Art von Psychotherapie, aber der Begriff 'Mentaltrainerin'-

Die war, glaube ich, auch eigentlich einmal auf etwas anderes spezialisiert, die hat früher mehr Führungskräfte trainiert, wie man richtig mit den Leuten umgeht und so weiter und hat das ausgeweitet auf Krebspatienten. Die hat ihre Praxis in der Onkologie. Das heißt, wenn ich in der Chemotherapie war, diese sechs Stunden, war immer eine Stunde Mentaltraining mit drin, wo ich dann mit meinen Infusionen in diesen Praxisraum von der Mentaltrainerin gegangen bin, um mit ihr zu reden. Die dann auch immer, wenn man Probleme hat, darauf eingeht oder die einem hilft, mit verschiedenen Techniken Blockaden im Kopf, so wie bei mir diese Angst vor der ersten Antikörpertherapie, wieder zu lockern und einen auch darauf hinzustoßen, dass man sagt: Jetzt denkst Du einmal selber darüber nach.Kann das bei Dir wirklich so laufen, wie es bei der gelaufen ist? Seid ihr wirklich so gleich? Seid ihr vom Alter her gleich? Seid ihr vom Geschlecht her gleich? Seid ihr von der Vorerkrankung her gleich und so weiter.
Und die einem auch diese Tipps dann eben auch gibt, sich zu entspannen. Ich habe dann von ihr damals auch eine CD gekriegt mit Musik zum Meditieren oder dass ich mir die einfach anhöre, wenn ich mich nachmittags hinlege, dass ich wieder runterkomme. Auch diese Techniken mit: Wie gehe ich damit um, dass ich krank bin?
Wie erkläre ich das meinem sogenannten Gefühlsgehirn, dass das weggeht, dass das gar nicht so schlimm ist, dass die Antikörper, die Abwehrkräfte sich wieder verstärken und dass das durchaus die Chemotherapie jetzt nicht alles in Grund und Boden stampft, sondern auch die Abwehrkräfte wiederkommen.
Das hat schon viel geholfen, glaube ich. Also auch dieses Wissen, dass jemand da ist. Ich habe von der auch die Handynummer gekriegt, die ich tatsächlich Tag und Nacht anrufen kann, wenn es mir schlecht geht. Oder auch vom Krankenhaus aus hätte ich anrufen können und sagen können: Jetzt brauche ich jemanden, der mich wieder aufbaut, der mir sagt: "Das passt schon." Der das vielleicht aus einer anderen Sicht sieht wie ich, aber der es doch mit vielen verschiedenen Patienten auch zu tun gehabt hat, auch mit Kindern und auch mit Erwachsenen und die vielleicht eher die richtigen Worte dann findet oder die richtigen Knöpfe drückt und sagt: "Okay, so und so kriegen wir das wieder hin." Das ist mit Sicherheit gut gewesen, auch wenn ich am Anfang gesagt habe: Mein Gott, was möchte ich mit so einer Psychotante, die hilft mir ja eh nicht weiter bei meinem Kopf, hilft ja nichts, ich habe ja den Knoten in der Brust. Aber ich denke im Nachhinein betrachtet, es war sicher gut, dass man dahin gegangen ist.