Ihr Kind gab Miriam Sulz-Brecht Kraft, gesund zu werden.

Aber, ich muss sagen, die ersten Untersuchungen, die dann sichergestellt haben, dass ich keine Metastasen habe, die haben schon einmal ganz viel Erleichterung gebracht. Und die Tatsache, dass es eben wirklich noch am Anfang war, dass die Tumore sehr, sehr klein waren. Das war einfach ein Vorteil, dass ich das selber ertasten konnte, weil eigentlich ist die Prognose in der Schwangerschaft wesentlich schlechter, weil der Brustkrebs später entdeckt wird. Ich weiß nicht, ob die Frauen- entweder tasten sie es nicht oder sie finden es normal in der Schwangerschaft. Ich hatte einfach schon vorher den Knoten und wusste, damit geht man zum Arzt. Nicht, weil dann irgendetwas Schlimmes passiert, sondern weil Knoten in der Brust nichts zu suchen haben, ganz einfach.

Man hat vielleicht viele Ausreden: Das könnte ein verstopfter Milchgang sein.

Ja. Ja. Wenn man damit einfach nichts zu tun hat, man denkt ja auch nicht direkt an Krebs. Also, ich habe da ja, wie gesagt, bis zum Zeitpunkt der Diagnose keinen Gedanken daran verschwendet. Vielleicht war es auch so ein bisschen Bauchgefühl, dass ich gesagt habe: Okay, ich gehe jetzt nicht zu der Konferenz, ich gehe jetzt zum Arzt. Ich glaube, Bauchgefühl spielt auch eine ganz große Rolle. Ich muss sagen, ich hatte vor meiner Schwangerschaft große Angst, dass ich nicht schwanger werden kann. (…)
Ich kenne genügend junge Frauen, die einfach noch kein Kind haben und die auch nicht wissen, wie das jetzt nach der ganzen Therapie noch funktioniert. Und wir hatten dann dieses Glück im Unglück. Und dieses Kind kann uns keiner mehr nehmen. Und deswegen denke ich mir im Nachhinein: Gut, dass ich wieder so durchgeknallt war. Gut, dass ich eine Wissenschaft daraus gemacht habe. Gut, dass ich meinen Körper so extrem genau beobachtet habe. Vielleicht war es wirklich Bauchgefühl.
Also, ich bin froh, dass ich das vorher alles nicht wusste, aber im Nachhinein bin ich froh darum, dass ich so hinterher war. Weil das Kind hat, glaube ich, meine ganze Therapie sehr positiv auch beeinflusst. Ich hatte einfach viel weniger Gelegenheit, mich mit mir selber zu beschäftigen. Ich musste aufstehen, ich hatte da einfach diese große Aufgabe, mein Kind zu versorgen. Und das hat mir halt auch furchtbar viel Kraft gegeben, für sie auch alles zu tun, dass ich gesund werde und gesund bleibe.