Julia Weithe belastete der Gedanke an ein Stoma sehr.

Ja, also die Angst hat sich dadurch gesteigert, weil nach meiner ersten OP war das erstmal so, der Tumor sollte draußen sein und ich habe eine Tamponade bekommen, damit die Blutung gestillt wird, und ich habe mich dann total verkrampft, auch in der Muskulatur. Weil man kennt das ja, wenn man schon mal operiert wurde, man hat dann möglicherweise auch so Verspannungen dadurch, dass die ja nur so einen ganz kleinen Tisch haben und man wird da wahrscheinlich irgendwie gedreht und gewendet. Und bei mir hat sich da tatsächlich in der ersten Nacht alles so verkrampft, dass ich gedacht habe, ich kann nicht mehr atmen. Also da habe ich mich richtig in der Angst wiedergefunden. Da konnte man das zum Glück so lösen, dass man mir dann die Tamponade gezogen hat, um so ein bisschen die Verkrampfung zu lösen. Und dann ging es mir auch besser. Leider war das dann so, wenn ich schon mal weitererzählen kann, (auflachen) dass ich dann innerhalb des ersten Tages nach der OP immer wieder in Ohnmacht gefallen bin, sobald ich aufgestanden bin, und ich dann nur noch mit Begleitung aufstehen durfte. Die hatten auch große Sorge davor, dass der Stuhlgang zu früh passiert, weil naja eben diese Wunde im Rektum war. Dadurch, dass ich ja Enddarmkrebs hatte, ist das im letzten Teil sozusagen gewesen. Und ja, das war dann ganz schnell so, dass mein Zustand sich innerhalb weniger Stunden total verschlechtert hat, ich aber auch nicht so festmachen konnte, was ist es denn jetzt eigentlich, und ein Chirurg mich dann untersucht hat und am Abdomen, also da, wo der Darm auch sitzt, was ertastet hat und festgestellt hat, ich muss sofort ins CT. Und dann bin ich in ein Not-CT gekommen und wusste gar nicht, was los war, was passiert jetzt gerade, was ist denn überhaupt. Danach kam eine andere Chirurgin zu mir und hat mich darüber aufgeklärt, dass ich dann jetzt gleich notoperiert werden muss, weil die nicht ausschließen konnten, dass Luft in meinen Darm gekommen ist, also dass da möglicherweise ein Loch entstanden ist. Und wenn man das eben nicht sofort prüft, kann es zu einer Sepsis kommen, und die ist ja im Grunde dann immer lebensgefährlich und da gibt es nicht mehr so viele Behandlungsmethoden, wenn eine Sepsis tatsächlich dann eingetroffen ist. Und leider hieß es dann eben auch, ich müsste mich darauf einstellen, dass ich dann ein vorübergehendes Stoma bekomme. Das ist ein künstlicher Darmausgang. Und zu dem Zeitpunkt hatte ich darüber noch gar keine Ahnung, ich wusste gar nicht, was ist das überhaupt. Ich hatte das nur ein bisschen mitbekommen, weil meine Zimmermitbewohnerin ein Stoma hatte, aber die war in einer ganz schlechten Verfassung und hat tatsächlich immer sich gar nicht um die Pflege des Stomas selbst gekümmert und hat aber auch nicht dem Personal Bescheid gegeben. Das ist ein-, zweimal geplatzt in dieser kurzen Zeit (lachend), in der ich da war, und da habe ich wirklich gedacht, also sowas möchte ich auf keinen Fall selber erleben. Und dann hat man mir eben dann an dem Abend gesagt, ich muss dann wahrscheinlich davon ausgehen, mit einem Stoma aufzuwachen, und ich konnte aber gleichzeitig gar nicht realisieren, dass ich gerade in Lebensgefahr stecke, weil so schlecht ging es mir in dem Moment gar nicht. Ich hatte keine Schmerzen, ich hatte einfach nur Angst und irgendwie war meine größte Angst, dass ich ein Stoma bekomme. Was wird denn dann? Im Gegensatz zu, dass ich vielleicht sterben könnte mit 28. Das kann ich heute gar nicht mehr so greifen, genau.