Zunächst wollte Antonia Winkler ihre Neuropathie allerdings nicht wahr haben.

Deswegen hatte ich ja auch, bei dieser Neuropathie, das habe ich erst mal auch wieder vor mir hergeschoben. Weil das geht ja jetzt schon über ein Jahr. Dann dachte ich mir: Hm, es ist so komisch immer irgendwie. Dachte ich mir auch: das geht weg. Ich dachte zuerst, es wären normale Wadenkrämpfe, die ich immer da habe. Und immer wieder weggeschoben, immer wieder weggeschoben. Weil man will es ja auch nicht wahrhaben. Und ich sage noch: „Mensch, ich bin doch noch zu jung für sowas. Das haben eigentlich nur die, die viel, viel höheren Zucker haben", und, und, und. Und dann hat die Frau [Name] auch zu mir gesagt- Da meinte ich, wo ich sie angesprochen hatte, dass ich dieses warm-kalt nicht unterscheiden kann, meint sie: „Oh, ja", meint sie. „Oh", hat sie gesagt. „Ja, musst du dann untersuchen lassen vom Neurologen." Dann bin ich da hingegangen, erstmal drei Monate gewartet auf einen Termin beim Neurologen. Ist üblich so. Und der das dann auch durchgemessen und so. Und der hat mich dann auch gefragt: „Was? Wie alt sind Sie nochmal?" Meint er, das ist eine leicht beginnende Neuropathie. Also da sind schon Nerven kaputt gegangen.
Sage ich: „Oh. Scheiße!" Und das kommt, weil ich zwischendurch, obwohl ich eigentlich wenig esse, wie ich immer denke oder das richtige esse, aber trotzdem hohe Zuckerwerte habe. Und anscheinend immer so oft so hoch, über all die Jahre, unbemerkt, dass doch schon was kaputt gegangen ist. Ja, das merkt man gar nicht. Also ich habe es, ich wollte es eigentlich auch nicht wahrhaben. Weil ich dachte mir eher, dass eine Bandscheibe irgendwo drauf drückt und das verursacht. Aber, nein. Strommessung kann nicht lügen oder? Und das ist dann, man schüttelt nur den Kopf und sagt: Hm, das gibt es doch eigentlich gar nicht. Also ich bin eigentlich gar nicht 42, ich muss schon 62 oder noch älter sein, laut Körper. So das, was ich so alles habe. Und wenn die Anderen das dann so mitkriegen und das dann so hören: „Ja, und was machst du jetzt dagegen?" Meine ich: „Ja, ich kann nicht viel dagegen machen. Ich kann nur Vitamin-E-Präparate nehmen und dann auf gut Glück hoffen, dass das nicht schlimmer wird." Mein Mann dann, sagt dann auch: „Ja, wie tut das denn weh?" Meine ich: „Ja, das ist wie so Messerstiche schön in den Fuß rein." Und das ist so unangenehm manchmal, dass man gar nicht auftreten mag. Und dann komme ich mir richtig alt vor. Wo ich mir dann sage: „Nein, so geht doch keine junge Frau, eigentlich." Also hier zu Hause, da kann ich es ja noch immer gut kaschieren und so. Aber wenn man draußen ist und dann auf einmal durchfährt es einen und man steht dann da und so: Toll, jetzt geht das wieder los. Ist nicht einfach. Also man scheut sich auch davor, dass dann den anderen zu zeigen: „Ey, mir geht es schlecht. Lasst mich mal in Ruhe." Weil die nerven ja auch damit: „Was ist denn jetzt schon wieder?" Weil das geht ja nur so. Dass die hören nur: Du bist krank, du bist krank, du bist krank.