Holger Schneider möchte sich durch das Grübeln über den Diabetes und die Folgen nicht die Laune verderben lassen, sondern sein Leben – auch mit Diabetes – genießen.

Ist ja nicht schädlich. Deshalb fallen mir die Haare nicht aus oder die Nase ab oder die Ohren werden gelb oder irgendwas. Es ist ja auch nicht in dem Sinne, ich sage immer, es ist ja keine Krankheit. Das ist ja ein Selbstverschulden. Es, Diabetes 1, gut, aber Diabetes 2- Hätte ich mit achtzehn Jahren so weiter gemacht, dann würde ich heute wahrscheinlich noch Marathon laufen oder irgend so was. Obwohl, wenn man so liest, die haben auch immer alle sehr viel Diabetes. Warum auch immer. Aber man, dann wär vielleicht diese ganze Situation gar nicht so dazu gekommen. Weiß man nicht. Es ist - ach wenn ich, Utopie lesen will, dann les ich Jules Verne oder was, aber da drüber nachzudenken, nö, verdirbt mir die Laune schon wieder. Das brauch ich nicht.

Interviewerin: Die will ich Ihnen auch nicht mehr verderben. 

Och nö, das, nein. Es - Gut, man denkt so wie so drüber nach Man kommt immer wieder - man sitzt mal zuhause im Garten und, ja, wenn du da hinten den Baum nicht beschnitten hättest oder wenn du den vor zwei Jahren beschnitten hättest, könntest du jetzt da in der Sonne sitzen. Ich meine, das ist auch nur so ein Beispiel dafür. Man denkt doch über solche Sachen immer - Man will es nicht. Je mehr man drüber nachdenkt, umso mehr weh tut es. Man sollte, gut nachdenken ist schon richtig, wenn ich, wenn ich nicht drüber nachdenken kann ich nicht gegen arbeiten. Aber man sollte da nicht drüber ins Grübeln kommen. Denn das macht erst richtig krank. Und dann ist man krank. Und das - Nö. Ade.

Ich kann auch still auf einem Punkt sitzen und kann in die Gegend gucken. Ob ich in den Harz fahre oder in Solingen bin und auf irgend einem Aussichtspunkt und guck mir die Gegend an und erfreu mich daran, dass es grün blüht, da Kühe rumlaufen oder da Kinder spielen. Ich finde Kinderkrach, wie andere sagen, find ich ergötzend. Da könnt ich in Tränen ausbrechen, wenn da ein paar Kinder laut schreiend kriegen spielen oder irgendwas. Wenn andere da kommen, ah, so einen Krach. Kann ich nicht. Ich erfreu - Ich such mir schon Sachen, wo ich mich dran erfreuen kann. Also Elend will ich nicht unbedingt zu viel sehen. Aber das liegt vielleicht in der Natur. Wie gesagt ich leb. Auch mit Diabetes.
Ich habe also keine Angst davor, auch mal zu zuschlagen. Auch wenn ich dann weiß, die Woche da drauf wird wieder hart. Es gibt wieder nur Knäckebrot und Quark. Also, deshalb - Vielleicht sehe ich es auch noch ein bisschen locker mit dem Diabetes, weil es noch nicht so extrem ist, aber, dass ich jetzt hier genau auf das hundertstel Gramm gucken muss zum Essen und - Deshalb glaub ich bin ich auch noch der, so ein bisschen da dran und genieße es. Das Leben.