Claudia Siebert rät, dass Angehörige sich selbst und dem kranken Menschen verzeihen.

Es muss eine Bereitschaft da sein, glaube ich, zu verzeihen, sich selber und dem kranken Menschen. Also zu verzeihen für die Schmerzen, die einem zugefügt wurden. Vielleicht dadurch, dass dieser andere Mensch, der einem so nahe steht, so krank ist und sich anscheinend selber so krank macht. Ich finde, man sollte da also Milde walten lassen. Man sollte wirklich bereit sein, zu verzeihen. Und wenn man das Gefühl hat, ich bin an allem schuld, dass meine Tochter so krank ist, dann sollte man sich sicherlich auch selber verzeihen. Ich meine, es gibt nur begrenzt viel, was die Angehörigen machen können, um zu helfen. Ich meine, sie können sicherlich nicht bewirken, dass die Tochter oder die Frau oder die Freundin oder so, oder der Sohn wieder gesund wird.
Keine Chance?
Was nur die Verwandten, das- Sie können dazu beitragen, ganz, ganz, ganz wesentlich. Aber ich glaube, eine Behandlung muss auf jeden Fall- jede Krankheit muss ja behandelt werden auf die eine oder andere Art. Ich finde, es sollte auf jeden Fall auch ein Profi dabei sein, professionelle Hilfe dabei sein. Denn ich meine, jeder Angehörige hat zusätzlich zu dieser Sache auch noch mit seinen eigenen Problemen zu kämpfen. Ich meine, es gibt nur so viel, was man verlangen auch kann. Und ich finde, das ist auch okay so. Aber sie sollten natürlich bereit sein, sich dieser Sache zu öffnen und diese Sache zu verstehen und nicht schon von vornherein abschotten und sagen: „Verstehe ich nicht, ist zu abstrus. Ist zu fremd. Das werde ich nie verstehen können. Das ist ihre Sache, das ist seine Sache, da irgendwie rauszukommen mithilfe von einem Profi.“ Also so einfach sollte man sich es auch nicht machen. Aber ja, Geduld ist natürlich ein Schlüssel. Und ich glaube, Vergebung, ja. Und versuchen, keine Schuld zuzuweisen, weder sich selbst noch dem kranken Menschen.