Joachim Pelzer hat erst durch Prostatakrebs entdeckt, dass es andere schöne Dinge im Sexualleben gibt.

Wenn dann eine Angst begründet wird: Es geht ja gar nicht um meinen Krebs, sondern was ich dann alles nicht mehr kann. Was Geschlechtsverkehr angeht, ist es doch so, dass mit der Zeit bei den meisten Männern zwar der Wunsch und utopische Vorstellungen da sind, was sie noch alles vom Nest reißen könnten. Dass aber die Wirklichkeit sowieso schon viel anders aussieht. Dass also eine Dauererektion nicht mehr da ist, oder selten da ist, oder es kommt während des Geschlechtsaktes zu einer Lustlosigkeit, man wird schneller gestört. Dass jetzt aber, wenn eine Therapie sein muss, auf jeden Fall eine Störung der Erektionsfähigkeit in Kauf genommen werden muss.
Dass man sich jetzt aber nicht die Hoffnung machen soll, dass man mit den angebotenen Ersatzmitteln, sprich Vakuumpumpe, SKAT oder [Wirstoff: Alprostadil], das ist so eine Pille, die man sich reinschiebt, oder auch mit [Wirkstoff: Sildenafil] und Co., wieder einen Ausgleich bekommen kann. Das ist völliger Unsinn, das behaupten eigentlich nur die, die damit ein ganz gutes Geld verdienen. In Wirklichkeit macht das alles nur unzufriedener, weil man ja nicht allein nur mit seiner Partnerin den Geschlechtsverkehr ausführt, sondern immer noch einen Partner mit im Bett hat.
Und da kann doch jeder einmal versuchen, ob er nicht auch Dinge in seinem Leben, was also Sexualität angeht, was er vielleicht in seinem Leben noch nie entdeckt hat, was aber vielleicht so wie wir, auch viele andere zufriedene Menschen machen, sich im Alter auf das besinnen, was wirklich noch toll ist. Nämlich, dass ich nach wie vor ein sehr feinsinniges Gefühl habe in der Wahrnehmung, dass ich auch erkenne, dass es Veränderungen gibt, was Sexualorgane und dieses alles angeht.
Und, dass vielleicht Vertrauen, Urvertrauen, körperliche Nähe, all diese Dinge viel, viel wichtiger sind, als jetzt seinen Mann zu stehen. Einmal weg von diesem Trugschluss, so wie Frauen das schon lange machen, Sexualität nicht gleichzusetzen mit Geschlechtsverkehr. Sexualität ist etwas viel, viel Höheres und man soll es nicht von irgendeiner Prostatakrebserkrankung abhängig machen. Ich habe leider erst mit dem Prostatakrebs entdeckt, dass es diese schönen Dingen der Sexualität überhaupt gibt.