Jörg Runde hatte zum Zeitpunkt seiner Diagnose noch nicht die Möglichkeit, das Internet für eigene Informationen zu durchsuchen, sodass er heute Vieles anders angehen würde.

Also ich hatte damals das Gefühl, ich hatte nichts dazu beizutragen. Wir hatten einen Termin gemacht und ja, es ist alles eilig, es ist lebensgefährlich und, und, und. Ich habe vorhin nochmal eben meine Daten so ein bisschen durchgeguckt. Und dann habe ich gelesen, Gleason 5 bei der Biopsie. Und nach dem pathologischen Befund, da macht man gar nichts. Mit diesen Werten, da lässt man einfach mal gucken, was passiert in der nächsten Zeit. Gibt vielleicht eine Hormonspritze oder irgend so was, aber das wurde mir gar nicht gegeben damals. Da gab es dann wahrscheinlich einen Soll. Ich habe einen bekannten Arzt, der ist auf dem steigenden Ast. Das ist ein guter Freund von mir. Der macht das dann ganz schnell. Der ist auch gut. So war mein Streben. Nach dem ersten Kooperationsgespräch, was wir dann hatten, dann hat der Arzt uns noch geraten, dass ich noch Samen hinterlege für eventuell, dass wir Kinder haben wollten. Das habe ich dann auch getan, da hat sich alles eine Woche geschoben. Aber so richtig, dass man eine Alternative hat, zu sagen, nein, ich bleibe erstmal so, ich bleibe so, wie ich bin, ich gucke erst mal noch ein halbes Jahr, wie verändert sich denn alles/ Das hat man mir nicht gegeben. Leider. In den drei Wochen hat man meiner Meinung nach auch keine Zeit, sich groß zu informieren. Weil es geht einem so viel im Kopf rum, was muss ich denn noch alles gerade bügeln, was habe ich denn noch zu erledigen, falls ich bei der Operation nicht mehr die Augen aufmache? Und so was halt. Da geht die Zeit ganz schnell rum. Das ist ein großes Problem, was man heute nicht mehr so hat. Heute auf vernünftigen Seiten steht überall, mal Zeit lassen, mal gucken, lieber noch einen Monat länger warten und sich informieren. Und das ist heute viel besser. Dafür stehe ich auch ein. Alle, die mich ansprechen, ich bin auch ganz offen in meiner Krankheit, wie ich das jetzt auch mache. Jeder in unserer Firma weiß das. Ich kriege so viele Anfragen, die sind zwar nicht so öffentlich wie jetzt hier. "Kannst du mal beiseite kommen, kannst du mal einen Tipp geben?" Oder so. Ich bin immer froh, wenn ich Leuten so einen Tipp geben kann. "Lass mal die Kirche im Dorf, wenn es wirklich was ist, es gibt noch so viele Möglichkeiten, informiere dich." Aber leider gibt es immer noch Leute, wo die Ärzte sagen: "Mensch, das müssen wir ganz schnell machen." Der Gott im weißen Hemd, der bestimmt das. Das ist schade. Das ist das, was ich immer noch so empfinde.