Andrea Jesse ist der Meinung, dass nicht nur das Sexualleben eine Partnerschaft ausmache.

Hat das denn die Sexualität beeinflusst?

Ja schon, also es ist so, dass mir das einfach auch so ging, dass sich in der Zeit jetzt mit Sexualität nicht viel abgespielt hat. Ich habe auch bis zu meiner Krankheit noch die Pille genommen, deswegen stand für uns jetzt Verhütung irgendwie, das war mein Ding bisher gewesen. Und wir haben, also es war nicht so, dass wir jetzt überhaupt kein Sexualleben mehr haben, man kann ja auch anders Sexualität haben. Und wir haben auch viel gekuschelt, also es war auch nicht so, dass, was weiß ich, jeder auf seiner Seite im Bett geschlafen hat. Die Nähe ist schon einfach da.
Aber es war auch einfach so, dass es mir so ging, dass mir eigentlich überhaupt nicht danach war.
Und wir eben jetzt erst so langsam wieder anfangen und überlegen, also muss jetzt im Prinzip noch eine gewisse Verhütung sein, Kondom ist die eine Geschichte, man muss eben einfach gucken, wie sich das entwickelt. Die Schleimhaut soll ja trocken werden und so weiter. Oder ich bin am Überlegen, Spirale eventuell oder was man halt noch machen könnte. Ich habe da jetzt auch nächste Woche noch einmal einen Termin bei meiner Ärztin. Und dass wir auch beide, also wir reden auch darüber, mein Partner und ich und hoffen, dass wir da auch wieder ein stückweit zur Normalität zurückfinden können.
Aber es war jetzt einfach so, die Sexualität hat jetzt nicht die Rolle gespielt, dass ich jetzt sage, ich habe etwas vermisst. Für mich war wichtig, dass halt eine Nähe weiterhin da war und dass man sich in den Arm genommen hat und dass man halt gekuschelt hat und alles andere war für mich jetzt erst einmal nicht so wichtig, weil mir einfach nicht danach war. Aber ich bin da auch ganz zuversichtlich- das kommt auch wieder. Und ich glaube, das Sexualleben, das macht schon einen gewissen Teil aus, aber das macht ja nicht eine Partnerschaft aus. Da waren für mich einfach andere Dinge, die hatten mehr Priorität.
Also ein stückweit vermisst habe ich es schon, auch gerade jetzt, wenn es mir wieder besser geht, aber man muss da, glaube ich, man muss das für sich auch wiederfinden oder wie geht man jetzt damit um. Manch einer sagt: "Ich könnte überhaupt nicht." Oder wie auch immer, der muss auch sich finden, aber ich denke, ich glaube auch, mein Partner hat jetzt auch nicht so viel vermisst. Also es standen einfach andere Dinge im Mittelpunkt und wichtig war, dass der andere halt da war. Und dass man sich auch einmal in den Arm genommen hat oder wie auch immer und man war halt füreinander da. Und alles andere findet sich auch, ich bin ja nun auch keine 18 mehr oder wie auch immer. Man hat ja auch ein stückweit sein Leben gelebt. Und da setzt man halt, glaube ich, ganz andere Prioritäten.