Silke Winter hat in der Reha Zuschreibungen durch andere Patient*innen erlebt.

Ja, witzigerweise, das war so eine Reha, das war eine Reha, da waren Krebspatienten mit psychosomatischen Patienten zusammen. Das Konzept fand ich schon ein bisschen außergewöhnlich, muss ich sagen, weil es waren doch zwei Patientengruppen, die ich doch als sehr konträr erlebt habe. Also eigentlich würde ich doch sagen, man ist eher unter sich geblieben und hat dann auch so ein bisschen mitgemacht mit den Zuschreibungen, weil die psychosomatischen Patienten hatten natürlich das Bild: "Ach, die Krebspatienten, das sind ja die Lieblingspatienten, die dürfen ja alles." Das muss ich schon sagen, weil rein äußerlich betrachtet ist es vielleicht auch so gewesen, dass die Krebspatienten mehr Freiheiten hatten, sowohl was das Essen anbelangte als auch die Freizeitgestaltung. Krebspatienten hatten abends in der Regel frei. Und ich habe ja schon gesagt, ich habe gleich gar nicht so viel verordnet gekriegt, weil ich bin ja wandern gegangen. Und die psychosomatischen Patienten waren aber schon in einer sehr durchstrukturierten Tagesstruktur. Nach dem Abendbrot konnten sie oftmals nicht fernsehen. Selbst da konnten sie nicht fernsehen, weil die haben teilweise bis 22 Uhr/ Und das hat jetzt natürlich nicht unbedingt zu einer Liebe der Psychosomatiker der Krebspatienten gegenüber beigetragen. Und dann gab es natürlich auch noch die Zuschreibungen, die klassischen Zuschreibungen. Die onkologischen Patienten haben immer gesagt: "Ach, die Psychos, das ist ja schön, die kriegen eine ganz tolle Kur." Und, naja, die Psychos haben schon so ein bisschen gesagt, ja/ die Psychos waren irgendwie ein bisschen eingeschüchtert auch so vielleicht, um so ein bisschen ein seltsames Wort zu verwenden. Naja, gegenüber den Onkologen können sie natürlich, gegenüber den Onkos - heißen wir ja - gegenüber den Onkos geht es ihnen ja verglichen mit den Onkos/ da können sie ja nicht jammern. Was natürlich auch nicht stimmt. Die sind ja auch krank, das ist ja ganz klar. Aber, also so richtig zusammengefunden hat man irgendwie nicht. Also es war so eine wechselseitige/ es war schon komisch. Und ja, ich hatte auch mit den anderen Onkologie-Patienten eher, klar, da habe ich schon Kontakte gehabt. Also da mit denen habe ich viel gesprochen. Man muss sagen, als ich den Krebs hatte, ich war Anfang 40. Das ist ja jetzt auch eher schon ein bisschen ungewöhnlich. Die anderen waren schon so im Schnitt 20 Jahre älter und noch älter. Und ich glaube, ich bin ganz gut im Zuhören, das heißt, es haben viele mit mir gesprochen.