Die Erfahrungen von Silke Winter

Portrait Silke Winter ist zum Zeitpunkt des Interviews 51 Jahre alt. Sie ist ledig und lebt alleine. Die Brustkrebsdiagnose bekam sie 2014/2015. Aufgrund von verschiedenen Fehldiagnosen im Laufe ihrer Krankheitsgeschichte hat sich Silke Winter verändert. Sie hat heute einen anderen Blick auf das Leben. Sinnhaftigkeit und Unabhängigkeit sind ihr besonders wichtig geworden. Silke Winter liebt die Natur, besonders den Wald und die Berge, und findet im Wandern eine wichtige Quelle der Freude und Kraft.

Silke Winter ertastete zufällig eine weiche auffällige Stelle auf der rechten Seite ihrer Brust. Nachdem ihre Frauenärztin ihr bestätigt hat, dass sie sich keine Sorgen machen müsse, weil es nicht hart und fest sowie nicht auf der linken Seite sei, hat Silke Winter ihren Alltag normal weitergeführt. Erst viel später suchte sie erneut ihre Frauenärztin auf und wurde an ein Brustzentrum zur Mammographie samt Stanzbiopsie verwiesen. Dabei wurde ein Tumor in der Brust gefunden und es wurde eine brusterhaltende OP geplant. Silke Winter fühlte sich im Brustzentrum viel ernster genommen, als bei ihrer Frauenärztin. Die Chefärztin im Brustzentrum ging auf sie ein und Silke Winter empfand sich ganzheitlich gut versorgt.

Nach der Diagnose informierte Silke Winter ihre Familie und ihren Chef, die ihr mit viel Verständnis und Unterstützung begegneten. Die Operation lief problemlos und es folgten eine Antihormontherapie und Bestrahlung. Nach der OP war Silke Winter zwei Wochen krankgeschrieben und ging danach – auch während der Strahlentherapie – wieder arbeiten. Ihr Chef hatte sehr viel Verständnis und ermöglichte ihr ein großes Maß an Flexibilität. Silke Winter liebt die Natur und die Ruhe des Waldes. Nach der beendeten Strahlentherapie besuchte sie eine Anschlussheilbehandlung, in der sie neben den Anwendungen viel wandern konnte. Sich zu bewegen, hat ihr beim Umgang mit der Krankheit sehr geholfen.

Im Rahmen von Untersuchungen, bei denen auf Metastasen kontrolliert wurde sowie in der Nachsorge erlebte Silke Winter einige Fehldiagnosen, beispielsweise Hirnmetastasen und Rezidive des Brustkrebses. Diese machten sie letztendlich zur Krebspatientin und steigerten die Achtsamkeit mit ihrem Körper, sagt sie. Psychoonkologische Hilfe und Themensitzungen bei ihrer Onkologin halfen Silke Winter im Umgang damit. Weiterhin hatte sie das Bedürfnis, viel über die Krebsthematik zu lesen und sich damit zu befassen. Ihre Persönlichkeit und ihr Blick auf das Leben haben sich durch die Erkrankung stark verändert. Sie hat an Angst verloren und Vieles hat sich für Silke Winter relativiert. Beispielsweise macht sie sich weniger aus der Meinung anderer Leute und legt sehr viel Wert auf ihre Unabhängigkeit und Selbstbestimmung. Silke Winter widmet sich intensiver den Dingen, die ihr im Leben wichtig sind. Hierzu gehört auch, sich beruflich mit Themen zu beschäftigen, die gesellschaftlich relevant sind, wie auch die Themen Krankheit und Sterben. 

Das Interview wurde im Juni 2023 geführt.

 

Alle Interviewausschnitte von Silke Winter

Silke Winter kann die Veränderung in ihrer Brust nicht mit anderen Beschreibungen im Kontext von Brustkrebs zusammenbringen.

Silke Winter ging während der gesamten Strahlentherapie arbeiten.

Silke Winter beschreibt ihren Besuch in der Nuklearmedizin in Vorbereitung auf die OP.

Bei Silke Winter wurde die Therapie geswitcht, weil Tamoxifen ihre Netzhaut angriff.

In Silke Winters Fall waren die Informationen aus dem Internet und von ihren Ärzt*innen fehlleitend.

Silke Winter pflegt ihre demenzkranke Mutter und erfährt von ihren Verwandten generell wenig Empathie und Offenheit im Kontext von chronischen Erkrankungen.

Bei Silke Winter hat sich durch die Krebserkrankung ihr beruflicher Hintergrund bestätigt und spezifiziert.

Silke Winter ist der Meinung, dass es viele potenzielle Ursachen gibt und schreibt sich selbst keine Verantwortung zu.

Durch mehrfache Fehldiagnosen hat Silke Winter sich erst als Krebspatientin gefühlt. Durch psychoonkologische Begleitung konnte sie dies bearbeiten.

Silke Winter setzt sich intensiv mit der Frage auseinander, was wichtig ist.

Silke Winter ist Autonomie besonders wichtig.

Silke Winter findet, dass das Thema Krebs die Gesellschaft angeht und nicht verschwiegen werden sollte.

Für Silke Winter hat sich Vieles relativiert.

Silke Winter hat in der Reha Zuschreibungen durch andere Patient*innen erlebt.

Silke Winter wurde von Beginn an durch Fehldiagnosen verunsichert.

Auch bei einer Nachsorge sorgte ein unklarer Herdbefund für eine Fehldiagnose und in der Folge für Aufregung bei Silke Winter.

Silke Winter sagt, dass alles erlaubt sein muss.

Silke Winter wünscht sich eine ehrliche und umfassende Kommunikation vor dem Hintergrund der Themen Krankheit und Tod.