Marina Mahn hat erlebt, dass ihr soziales Umfeld durch die Erkrankung kleiner wurde.
Ja gut, ich bin jetzt für mich ein sehr selbstbewusster Mensch. Und 
ich habe einfach gemerkt, Leute, die davon keine Ahnung haben, die 
verstehen es einfach nicht, wenn man denen sagt, man kann nicht 
mitgehen, weil - was weiß ich - ich Durchfall habe oder so. Ganz am Anfang weiß man ja auch noch gar nicht so genau, was die 
Colitis ulcerosa an sich überhaupt bedeutet. Das kriegt man ja mit der 
Zeit dann selber auch erst mit. Und meine Erfahrung war: Man wird eben irgendwann nicht mehr gefragt,
 ob man mit will oder so. Also, das soziale Umfeld wird schon weniger. 
Ist einfach so. Weil einfach: „Ja, die sagt ja eh immer nein, wir brauchen es ja 
schon-.“ Das ist auch, glaube ich, nicht unbedingt böse gemeint, aber so
 nach dem Motto: „Wir brauchen ja gar nicht mehr fragen. Sie geht ja eh 
nicht mit.“So ist das dann. Und dann ist man schon in Gefahr, oder es gab ja 
auch Phasen, wo ich, ich gucke gern Fernsehen, ich gucke auch viel 
Fernsehen. Nur, wenn man gezwungen ist, nur Fernsehen zu gucken, ist das
 wieder ganz was Anderes. Also, weil man kann ja, wenn man jetzt sehr 
viel Blut verliert und einfach fertig ist, auch kein Buch mehr lesen und
 sich konzentrieren. Das funktioniert dann einfach nicht mehr. Dann sitzt man da und guckt sich - was weiß ich - eine Talkshow nach 
der anderen an, weil da muss man einfach nicht so viel nachdenken. Man 
merkt dann einfach in so ganz schlimmen Phasen: Man, ja, liest ein Buch 
und da weiß man gar nicht, was man gelesen hat.
