Die Erfahrungen von Margrit Hirsch

Portrait Margrit Hirsch ist zum Zeitpunkt des Interviews im Juli 2023 72 Jahre alt, verheiratet und lebt zusammen mit ihrem Ehemann. Sie ist Rentnerin und leidet an chronischen Schmerzen aufgrund ihrer Fibromyalgie, Arthrose und weiteren Erkrankungen.

Bereits in ihrer Kindheit lernte Margrit Hirsch, mit Schmerzen zu leben, da sie von Geburt an Probleme mit ihren Füßen hatte. Diese wurden erst im vorangeschrittenen Erwachsenenalter operiert, wodurch sie ihren Alltag über viele Jahrzehnte hinweg mit Schmerzen bewältigte. In ihrer Jugend erlebte sie eine sehr einschneidende Gewalterfahrung, mit der sie lange Zeit ohne professionelle Hilfe zurechtkommen musste. Auch heute beschäftigen sie noch die Erinnerungen, die sie seitdem mit sich trägt.

Margrit Hirsch hatte im Alter von 40 Jahren Schilddrüsenprobleme, welche sie aber nicht medikamentös, sondern alternativ behandelte. Sie fastete, was sich positiv auf ihre Blutwerte auswirkte. Mit Anfang 50 wurden bei ihr dann durch einen Rheumatologen Fibromyalgie und nach einem Infarkt im linken Auge in klinischem Aufenthalt die entzündliche-rheumatische Erkrankung Lupus diagnostiziert. Erst nachdem sie diese Diagnosen erhielt, nahm sie ihre Schmerzen sehr ernst und schuf ein Bewusstsein für diese. Anschließend besuchte sie eine Reha, die sie aufgrund ihrer zuvor erfolgten Fuß-Operationen jedoch nicht beenden konnte, da jegliche Übungen nicht für ihren körperlichen Gesundheitszustand ausgelegt waren und der Physiotherapeut sie somit nach Hause schickte. In diesem Zeitraum besuchte Margrit Hirsch zudem eine Psychotherapie und wurde medikamentös auf ihre Erkrankungen eingestellt.

Im Jahr 2013 und 2016 hatte Margrit Hirsch zwei Spinalkanalstenosen. Diese wurden durch eine kleine Operation behandelt, welche bisher die Schmerzen linderte. Nun beginnen jedoch wieder Schmerzen am Rücken. Aufgrund ihrer Arthrose, die sich durch den ganzen Körper zieht, ließ sie sich 2023 ein neues Kniegelenk einsetzen.

Margrit Hirsch muss täglich mit ihren Schmerzen umgehen und ist daher medikamentös anhand von Tabletten und Spritzen eingestellt. Zusätzlich nimmt sie Nahrungsergänzungsmittel. Nach ihrer Knie-OP benutzt sie einen Rollator und Gehhilfen und lässt jeden Monat ein großes Blutbild machen, um ihre Werte genau im Blick zu behalten. Sie besucht eine Schmerzgruppe, um sich mit anderen Betroffenen auszutauschen und zudem seit 11 Jahren zwei Mal wöchentlich eine Physiotherapie, die ihr sehr gut tut. Margrit Hirsch musste über lange Zeit lernen, mit den Schmerzen umzugehen und sich mehr ausruhen. Mittlerweile gibt es Tage, an denen sie nur liegen bleibt. Aufgrund ihrer Lupus Erkrankung soll sie außerdem lange Zeit in der Sonne vermeiden. Sie schläft nachts meist nur drei bis vier Stunden und traut sich nicht mehr Auto zu fahren. Durch ihre Knie-OP weiß sie nicht, wie ihr Knie reagiert, sobald sie Schmerz erfährt. Vor ihrer Operation und ihren Schmerzen am Rücken badete Margrit Hirsch gerne in ihrer Badewanne. Da sie nun nicht mehr die Kraft aufbringen kann, aus dieser auszusteigen, kann sie dies nicht mehr tun. Dass sie durch ihre Schmerzen in ihrer Freiheit eingeschränkt ist, belastet sie zudem sehr.

Die Familie von Margrit Hirsch sorgt sich sehr um sie und besonders ihr Ehemann begleitet sie durchweg auf ihrem Weg. Ihren Enkelsohn bezeichnet sie selbst als ihr Lebenselixier, da er ihr viel Freude und Kraft bringt. Margrit Hirsch beschreibt, dass Regen für sie eine Art Erholung darstellt, da das Rascheln der Bäume um ihr Haus sie an das Rauschen des Meeres erinnert. Ihre Zeit verbringt sie gerne mit dem Basteln von 3D-Karten und dem Herstellen von Tees, Kräutermischungen und Kräutersalzen aus dem eigenen Garten. Für ihre Zukunft wünscht sie sich weniger Schmerzen, die Möglichkeit, einen Urlaub zu genießen und mehr Zeit mit ihrer Familie verbringen zu können.