Für Ursula Bachs Mann war es nicht leicht, ihre Schmerzen mit auszuhalten. Seit es ihr besser geht, ist sie für ihn ein anderer Mensch geworden.

Wie war das in der Beziehung mit Ihrem Mann?

Schwierig. Sehr schwierig. Sehr, sehr schwierig. Jetzt im Nachhinein kommt erst auch so vieles heraus. Er hatte es ja genauso -. Er konnte ja, in Anführungsstrichen, auch nichts mehr mit mir anfangen. Er konnte weder mit mir wohin gehen und auch sonst, körperlich, sexuell, da war ja gar nichts mehr. Es war sehr schwierig. Er konnte auch immer weniger damit umgehen. Das habe ich dann auch gespürt, je länger es ging. Darum waren auch viele Situationen für mich so aussichtslos. Er konnte mich, er konnte es nicht mehr ertragen. Er war hilflos, völlig hilflos. Er ist auch kein Mensch, der jetzt von sich aus vielleicht gesagt hätte: „Okay, ich gehe mal wohin, oder ich suche mir eine Person oder ich frage mal um Rat", was er machen kann oder wie er sich verhalten soll. Er hat nicht darum gekämpft, für mich eine Therapie, eine Möglichkeit zu finden. Überhaupt nicht. Gar nicht. Er war völlig hilflos, ja. Er wusste auch gar nicht mehr, was er mit mir machen soll, wenn ich dann geschrien habe. Es war alles teilweise sehr aussichtslos. Ja. Mitunter war ich auch froh, dass er wegging, dass ich dann allein für mich war. Er musste es nicht mit ansehen oder mit anhören, weil es ihn ja auch furchtbar belastet hat. Er hat zu mir schon ein paar Mal gesagt: „Mich fragt keiner. Mich hat keiner gefragt, wie es mir geht, in der Zeit damals.“ Ja, das stimmt schon. Der Partner leidet genauso mit. Umso mehr wenn man nicht helfen kann, wenn man machtlos ist, denke ich.

Hat sich denn jetzt, nachdem es Ihnen wieder gut geht und die Schmerzen weg sind, etwas verändert?

Nicht wirklich. Ich bin jetzt ein anderer Mensch für ihn geworden. Ich lebe ein anderes Leben. Die Schere geht auseinander. Nicht im Bösen, aber ich will leben. Ich will alles genießen und das teilt er nicht mit mir. Er ist ruhig, er will seine Ruhe, er will zuhause bleiben, er will nicht viel fort. Und ich will natürlich nur -. Ich will das und das und das, weil ich so viel entbehren musste. Ich will in das Konzert. Ich will in das Theater. Ich will verreisen. Da gehen jetzt unsere Wege so. Aber wie es endet, weiß ich noch nicht. Ich habe es ihm auch schon öfters gesagt. Ich habe gesagt: „Egal wie, dann leben wir beide verschiedene Leben, aber ich stecke nicht zurück. Ich habe ein neues Leben geschenkt bekommen, ich möchte noch so vieles erleben und auskosten. Und wenn ich jetzt, wo ich es noch kann, ich weiß ja gar nicht, ob es nächstes Jahr noch so ist, das kann auch bei ihm nächste Woche vorbei sein oder bei mir, aber jetzt, zum jetzigen Zeitpunkt geht es mir gut. Und jetzt möchte ich das erleben. Ich habe ja auch nicht mehr so viele Jahre, aber jetzt will ich das machen.“ Das habe ich ihm gesagt. Ich gehe halt alleine, entweder mit Freundinnen oder ich gehe alleine, aber ich tue es. Ich mache es. Ich lasse mir das nicht mehr nehmen. Das ist mein Leben und wenn die Beziehung ein Stück weit -. So viel Egoistin bin ich jetzt geworden. Das muss ich schon sagen. Das ist nicht immer leicht. Er versteht es nicht immer.
Er freut sich natürlich, dass es mir gut geht. Manchmal denke ich, in seinen Augen, geht es mir jetzt zu gut. Weil ich zu viel weg bin in seinen Augen.