So wie Annemarie Merscher selbst brauchte auch ihr Mann seine Eingewöhnungszeit.

Und ja, was viele jüngere Patienten auch oft fragen, das sind ja meistens die mit chronischen Darmerkrankungen, die ein Stoma bekommen: "Wie sieht denn das dann aus mit Intimleben?" Und auch das funktioniert. Das sind echt Momente, da vergesse ich einfach, dass ich ein Stoma habe. Aber man muss auch daran denken, wenn man ein Stoma bekommt, für den Partner ist das auch echt erst eine Umstellung. Der braucht auch seine Zeit. Der muss das für den Kopf auch klarkriegen. Mein Mann ist auch am Anfang immer aus dem Bad rausgegangen. Er hat immer gesagt: "Du stinkst." Dann habe ich gesagt: "Wenn du aufs Klo gehst auch." (lacht) Aber das empfindet man anders. Aber ich hatte dann mal eine Schulter-OP und 6 Wochen meinen Arm in so einer Halterung und man braucht halt beide Hände. Und mein Mann hat jeden Morgen das Irrigieren gemacht. Also es ist schon toll. Aber ganz wichtig ist auch, dass jeder Stoma-Patient das selber lernt. Ich lerne ganz oft Patienten kennen, die wollen das nicht. Dann soll das der Ehepartner machen oder der Pflegedienst soll kommen. Ja, aber es ist ja nicht dass, wenn das ein zweiteiliges System ist, die Grundplatte auch 3 Tage hält. Das ist auch manchmal nach einer halben Stunde unterwandert. Und was dann? Also als Stoma-Patient muss man echt lernen, damit umzugehen und das anzunehmen. Ich sage immer, man muss ein Stoma jeden Tag streicheln und sagen, wir gehören jetzt zusammen. Das braucht natürlich erst. Das muss erst abheilen. Und am Anfang ist man auch nervös. Heute kann ich mich in die Ecke stellen, Augen zu und das sauber machen. So entspannt war ich vor 9 Jahren nicht. (lacht) Und selbst nach 6 Jahren musste mein Stoma verlegt werden, weil ich einen ganz großen Bruch hatte an der linken Seite. Da konnte das überhaupt nicht bleiben. Das war alles hin. Dann hat man es nach rechts gelegt und nicht gut angelegt und auch nicht so prominent wie vorher. Ich hatte mein erstes Stoma, das Ileostoma, und das zweite, das Kolostoma, so toll. Der Chirurg hat das so toll gemacht, aber der war beim Verlegen nicht mehr da in [Stadt B] . War blöde angelegt, schlecht zu versorgen, dass ich nach 6 Jahren Stoma hier gesessen habe und geheult habe. Weil es lief überall hin, aber nicht in den Beutel. Aber dann gibt es den Stoma-Therapeuten in [Stadt E] im Krankenhaus und den ruft man an (lacht) und der hat eine Lösung gefunden. Es ist schon toll, wenn man sich bei anderen melden kann und die einem helfen.