Die Erfahrungen von Bernd Voigt

Portrait Bernd Voigt ist 68 Jahre alt und verheiratet. 2002 bekam er die Diagnose Prostatakrebs. Es wurde eine radikale Prostatektomie durchgeführt, infolge derer er längere Zeit an Inkontinenz litt. Heute hat er damit kaum noch Probleme. Seine Frau war für ihn eine wichtige Unterstützung. Seit der Behandlung vor über zehn Jahren gibt es keine Auffälligkeiten mehr.

Da zum Zeitpunkt der Diagnose gerade die Gefahr eines Hochwassers drohte und er beim Tragen von Sandsäcken mithalf, hatte er nicht viel Zeit zum Nachdenken und sei kurzentschlossen und wenig informiert der Empfehlung seines Arztes gefolgt, eine Operation durchführen zu lassen.

Nach der Operation war Bernd Voigt körperlich sehr schwach und litt unter Inkontinenz. Da die Rentenversicherung eine Rehabilitation zunächst ablehnte, verzögerte sich diese und er war gezwungen, sechs Wochen in diesem geschwächten Gesundheitszustand zuhause abzuwarten. Er bezeichnet diese Zeit als schwierigste Phase seiner ganzen Krankengeschichte, da ihn die Ungewissheit belastet habe, ob er wieder kontinent werden würde und wieder voll zu Kräften komme. Er hatte große Sorge, dauerhaft kaum noch am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu können.

In dieser Zeit wäre er ohne seine Frau kaum lebensfähig gewesen. Durch die Inkontinenz habe er häufig die Schlafanzüge wechseln müssen, die dann auch ständig gewaschen werden mussten. Aus eigener Kraft hätte er sich gar nicht selbst versorgen können. Seine Frau habe ihn auch psychisch aufgebaut.

Die Rehabilitation habe ihm sehr gut getan, wobei das Problem der Inkontinenz bestehen blieb. Der Chefarzt empfahl ihm beim Abschlussgespräch die Benutzung eines Spinktertrainers zur Stimulierung des Blasenschließmuskels, wovon er ein halbes Jahr Gebrauch machte. Er bemerkte, dass schrittweise eine Besserung eintrat und er immer weniger Vorlagen benötigte. Bei seiner zweiten Rehabilitation ein Jahr später fühlte er sich schon wieder genesen.

Es habe Bernd Voigt sehr aufgebaut, in der Rehabilitation mit anderen Betroffenen zu sprechen, die nach der Operation ähnliche Schwierigkeiten hatten wie er. Im Nachhinein sei er mit seiner Entscheidung für die Operation sehr zufrieden und fühle sich sehr wohl. Er denkt, dass ihm seine Entschlussfreudigkeit geholfen habe, die Behandlung nicht vor sich herzuschieben. Mit seiner Frau zusammen reist er gerne, besucht kulturelle Veranstaltungen und Ausstellungen und wolle seine verbleibende Lebenszeit optimal ausnutzen. Er denkt, dass bei seinem Verlauf auch ein Quäntchen Glück dabei war, wofür er sehr dankbar ist.

Das Interview wurde Anfang 2013 geführt.

 

Alle Interviewausschnitte von Bernd Voigt