Helen Struch half der Aufenthalt in einer Tagesklinik mit dem Fokus auf naturheilkundliche Verfahren, da sie sich dort verstanden fühlte und dort gelernt hatte, dass sie sich selbst helfen kann.

Anfang März 2021 dann habe ich angefangen mit der Tagesklinik. Das hat für mich bedeutet, dass ich eine Stunde mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs war, das hat bedeutet, von 9 bis 16 Uhr in einer Gruppe zu sein. Zu Beginn der Maßnahme sollten wir unsere Bedenken und Ängste formulieren und ich sagte ganz klar: „Ich habe Angst, dass ich das nicht schaffe, einfach körperlich, dass ich zu müde bin und einen Rückfall habe.“ Aber ich habe das geschafft, und zwar auch, weil ich mittags einfach geschlafen bzw. meditiert habe. Ich sagte: „Ich kriege das schon irgendwie hin, aber ich muss mittags liegen und meditieren, sonst packe ich das nicht.“ Und so wie die im Krankenhaus 1 sind, sagten sie, „ist doch überhaupt kein Problem, dann schlafen Sie eben.“ Und während die anderen zum Mittagessen gegangen sind in die Kantine, habe ich mein mitgebrachtes Essen, Suppe in der Thermoskanne und andere gesunde Dinge, dabei und habe mich dann ausgeruht. Die Ärztin, die mich zuerst untersuchte, hatte zu mir gesagt. „Aufgrund Ihrer Unverträglichkeiten würde ich Ihnen ohnehin raten, nehmen Sie selbst etwas zu essen mit und essen Sie nicht in der Kantine.“ Auch mit der Gruppe hatten wir ein Riesenglück. Die Gruppe war sehr klein, ausschließlich Frauen, am Ende waren wir zu sechst. Wir hatten eine sehr offene und gute Atmosphäre und unsere Therapeutin war entzückend und hat uns herzerwärmend mit ruhiger Art durch dieses Programm geführt. Zu jedem Termin kam morgens eine Ärztin, die mit uns unsere Beschwerden besprochen hat. Das Programm der Tagesklinik hat auch Angebote für KrebspatientInnen und für andere Erkrankungen, es wird ein Fokus auf eine Body-Mind-Therapie gesetzt. Ich habe im Laufe der Wochen meine Meditations- und Entspannungstechniken verfeinert. Habe mit bewegungstherapeutischen Übungen begonnen, wie Qigong. Das war genau das richtige zu dem Zeitpunkt, weil ich noch immer wie eine Schnecke unterwegs war. Und Qigong ist das Beste, um aus einer Erstarrtheit des Körpers, einer Unbeweglichkeit in den Fluss zu kommen. Ich habe naturheilkundliche Mittel kennengelernt, neben der Lavendel-Herzkompresse, die ich schon kannte, unterschiedliche Öle bei Muskelschmerzen. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt noch immer Myalgien, Muskelschmerzen am ganzen Körper, nach dem Laufen vor allem in den Ober- und Unterschenkeln, auch in den Armen. Der ganze Körper war noch nicht im Lot und ich hatte nach Anstrengung Schmerzen. Wir haben gelernt, wie man sich schröpft, wie man die Energiebahnen des Körpers aktiviert. Wir haben Druckmassagepunkte kennengelernt, Hydrotherapie kennengelernt und Kneipp-Anwendungen gemacht. Damals waren die kalten Güsse noch zu starke Impulse für mich, inzwischen dusche ich mich jeden Morgen kalt ab. Wir haben Stressbewältigungsstrategien kennengelernt und haben viel über Ernährung gelernt. Ich wusste schon immer über meine Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten Bescheid, aber ich habe mein Wissen noch verfeinert. Der Austausch mit den anderen war super. Schön war auch, nach dieser langen Zeit des Lockdowns mal wieder in einer Gruppe zu sein. Ich hatte ja seit einem Jahr keine ArbeitskollegInnen um mich herum, meine Freundinnen und Freunde konnte ich nur sporadisch sehen und sprechen, weil mich das so erschöpft hat. Und jetzt hatte ich ein paar nette Frauen um mich herum, außerhalb der Familie, und das hat sehr gutgetan. Dieses Programm hat mir sehr geholfen, weil ich Hausmittel, Wissen, Übungen und Strategien an die Hand bekommen habe, die meinen Geist gestärkt haben. Weil ich die Erfahrung gemacht habe: „Ich kann mir selbst helfen.“ Ich wusste das vorher schon, aber mir fehlte das konkrete Wissen dazu. Als ich Anfang Juni entlassen wurde, sagte die Ärztin zu mir: „Das ist doch irre, was für einen Weg Sie gegangen sind. Überlegen Sie doch mal, wie Sie hier angekommen sind und wie Sie jetzt wieder herausgehen.“