Die Erfahrungen von Julia Unruh

Portrait Zum Zeitpunkt des Interviews im April 2022 war Julia Unruh 39 Jahre alt und wohnte allein mit ihren beiden Katzen in einer Wohnung in einer Metropole. Im März 2021 befand sich Julia Unruh im Krankenhaus, um ihre migräneartigen Kopfschmerzen abklären zu lassen. Bei einem Routine-Antigen-Schnelltest im Krankenhaus wurde sie positiv auf das Coronavirus SARS-CoV-2 getestet und nach kurzer Zeit nach Hause in die Isolation entlassen. Sie erlebte Halsschmerzen, Verlust des Geschmacksinns, Druck auf dem Brustkorb, Herzrasen, Atemprobleme und ihre rechte Körperhälfte war sehr schwach. Im Juni 2021 erlitt sie eine Lungenembolie. Kurze Zeit später wurde ein Loch in ihrem Herzen diagnostiziert und operiert. Im entnommenen Herzgewebe fand man Coronaviren. Sie ließ sich dreimal impfen. Julia Unruh wurde im Februar 2022 erneut positiv auf das Coronavirus SARS-CoV-2 getestet.

Im März 2021 befand sich Julia Unruh im Krankenhaus, um ihre migräneartigen Kopfschmerzen abklären zu lassen, als sie erste Erkältungssymptome wie Halsschmerzen verspürte. Morgens wurde bei ihr noch ein Routine-Antigen-Schnelltest durchgeführt, der leicht positiv ausfiel, woraufhin noch ein zweiter Corona- Abstrich durchgeführt wurde. Der zweite Test zeigte ein eindeutig positives Ergebnis. Das Gesundheitsamt rief sie noch im Krankenhaus an und klärte sie über die Isolation auf. Wieder zuhause isolierte sie sich in ihrer Wohnung. Julia Unruh verlor noch ihren Geruchs- und Geschmackssinn. Sie bemerkte Druck auf dem Brustkorb, der das Atmen erschwerte, sowie Herzrasen. Als sie am nächsten Morgen wach wurde, war ihre rechte Körperhälfte sehr schwach und sie konnte diese nicht mehr koordinieren. Da Julia Unruh dachte, einen Schlaganfall erlitten zu haben, rief sie die 116117 an. Dort beruhige man sie, dass es kein Schlaganfall sei. Sie hatte kaum Kraft und brauchte für kurze Distanzen in ihrer Wohnung mehrere Minuten. Sie legte sich auf das Sofa und schlief dort die nächsten drei Tage. Am vierten Tag ging es ihr besser und sie konnte wieder für kurze Zeit aufstehen, war aber danach sehr erschöpft und musste sich ausruhen. Online bestellte sich Julia Unruh dann ein Inhalationsgerät, dass ihr beim Atmen half. Nach etwa sieben bis acht Tagen konnte sie wieder auf den Balkon gehen, um frische Luft zu schnappen. Das Gesundheitsamt meldete sich alle drei Tage bei ihr, um sich nach ihrem Befinden zu erkundigen oder ob sie Hilfe benötigte. Insgesamt musste Julia Unruh 23 Tage in Isolation verbringen, bis sie sich mit einem PCR-Test in einem Testzentrum freitesten lassen konnte.

Da sich Julia Unruh nach der Isolation noch sehr krank fühlte und ihr alter Hausarzt sie nicht krankschreiben wollte, wechselte sie den Hausarzt. Der neue Hausarzt schrieb sie weitere vier Wochen aufgrund der Erkältungssymptome wie Muskelschwäche, Müdigkeit und Schwitzen bei Anstrengung krank. Nach diesen vier Wochen verbesserten sich die Symptome langsam, sodass Julia Unruh auch wieder spazieren gehen konnte. Julia Unruh hatte aber noch Luftprobleme, Herzrasen und Blutdruckschwankungen, sodass sie ihr Hausarzt sie im Juni 2021 zum Kardiologen schickte. Beim Kardiologen erlitt Julia Unruh eine Lungenembolie, war aber zur Überraschung des medizinischen Personals weiterhin ansprechbar. Rückblickend beschrieb sie ruhig, dass niemand ihr erklärte, was vor sich ging und sie große Angst bekam. Julia Unruh informierte daraufhin einen Freund, der auch als Rettungssanitäter tätig war. Sein Dasein und sein Zuspruch machten die chaotische Situation etwas erträglicher. Wenig später stellte man im Krankenhaus fest, dass sich die Embolie aufgelöst hatte und sie wurde nach Hause geschickt. Dies machte ihr sehr große Angst, aber auch dabei halfen ihr die Gespräche mit dem Freund. Ihr Hausarzt empfahl ihr daraufhin eine psychotherapeutische Behandlung, aber Julia Unruh bekam dort erst in vier Monaten, also im Oktober 2021, einen Termin. Sie wurde auf eine Selbsthilfegruppe zu Long-COVID aufmerksam und schrieb diese an. Dort schilderte sie ihre Geschichte und erfuhr Verständnis für ihre Situation. Dies half ihr sehr.  

Ihr Kardiologe empfahl ihr noch ein Herz-MRT und vereinbarte für sie in kurzer Zeit einen Termin. Julia Unruh erzählte, dass beim Herz-MRT ein Loch in ihrem Herzen festgestellt wurde, das eine Herzschwäche verursachte und schnellst möglichst operiert werden musste. Julia Unruh unterzog sich im September 2021 der Herz-OP, während der sie eine weitere Embolie erlitt. Im Interview beschrieb Julia Unruh, dass im entnommenen Herzgewebe Coronaviren nachgewiesen wurden. Nach der OP konnte sie plötzlich viel besser atmen. Da sie ein paar Tage später Herzrhythmusstörungen und Vorhofflimmern bekam, wurde sie noch medikamentös eingestellt.

Julia Unruh ließ sich insgesamt dreimal mit einem Corona-Impfstoff impfen und hatte das Gefühl, dass sich einige Symptome wie Atemnot bei Beanspruchung nochmal verbesserten.

Im Februar 2022 erlebte Julia Unruh erneut Erkältungssymptome wie Halsschmerzen und testete sich jeden Tag mit einem Antigen-Selbsttest zuhause, bis dieser nach fünf Tagen positiv ausfiel. Sie begab sich daraufhin wieder zuhause in freiwillige Isolation. Julia Unruh hatte Schnupfen, Kopf- und Gliederschmerzen und Schwindel. Zudem wurden auch einige neurologische Schmerzen; Schmerzen in den Händen, die sie seit der ersten Infektion hatte, traten wieder verstärkt auf. Die zweite Erkrankung dauerte etwa vierzehn Tage an.

Zum Zeitpunkt des Interviews im April 2022 konnte Julia Unruh wieder etwas mehr riechen und schmecken, ihre Nase war aber nach wie vor oft verstopft. Sie erlebte immer noch Schwindel und Muskelschmerzen. Ihr rechter Arm zeigte ab und an Lähmungserscheinungen. Manchmal hatte sie starke Schmerzen und musste ein Schmerzmedikament nehmen. Darüber hinaus hatte sie noch Herzrhythmusstörungen. Es standen noch Ergebnisse einiger Untersuchungen aus. Die Selbsthilfegruppe half ihr sehr, mit der Erkrankung und ihren Folgen umzugehen.

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