Julia Unruh ging es während ihrer ersten Infektion im März 2021 sehr schlecht und sie rief daher auch im Krankenhaus an.

Ich bin morgens liegend wach geworden und wollte aufstehen und zur Toilette gehen. Und ich habe ein relativ hohes Bett. Ich habe mich auf die Bettkante setzen wollen und habe gemerkt, dass meine rechte Hand so wegknickt. Die war so wie Wackelpudding. Ich konnte die nicht mehr kontrollieren. Ich wollte aus dem Bett aufstehen und bin im Stehen direkt komplett lang auf den Teppichboden gefallen, weil meine gesamte rechte Körperhälfte nicht mehr funktionierte. Mein Bein war wie Wackelpudding. Sobald ich das nur angewinkelt hab, war das total am Zittern. Ich konnte den Arm gar nicht mehr bewegen. Der hing wie, wie einfach an mir runter. Dann habe ich erstmal im Gesicht gefühlt, ob ich da noch was merke, weil ich dachte, ich hätte einen Schlaganfall. Habe dann die 116 117 angerufen und die fragten auch sofort „Na, Sie können ja noch reden. Und ihr Gesicht ist ja normal, also es ist kein Schlaganfall. Machen Sie sich keine Sorgen.“ Und ich lag auf meinem Boden. Weil ich hatte das Telefon bei mir. Weil ein Kollege von mir, der ist Rettungssanitäter und der sagte „Lass das Telefon einfach an deinem Bett, wenn was ist, dass du im Notfall einfach jemand anrufen kannst. Sonst müssen die gleich die Tür aufbrechen, wenn du nicht aufstehen kannst.“ Und die 116 117 sagte „Nein. Das passt schon so. Kein Schlaganfall.“ Und ich weiß, dass ich zur Toilette wollte. Und ich lag auf dem Boden. Ich habe es nicht geschafft, aufzustehen. Ich bin praktisch ziehend, am Teppich rumkrabbelnd ins Bad. Das sind vielleicht vier Meter? Bin an der Toilette angekommen, habe das Gefühl gehabt, irgendwie mein Brustkorb explodiert. Ich habe mega Herzrasen gehabt. Ich habe gehechelt. Ich habe Sternchen gesehen. Habe mich erstmal hingesetzt. Ich dachte, ich werde ohnmächtig. Ich musste eigentlich zur Toilette. Habe es wohl irgendwie auf die Toilette geschafft. Und da habe ich den ganzen Tag gesessen. Die rechte Körperhälfte hat dann erstmal komplett weggestreckt von mir gelegen. Weil ich konnte mein Bein nicht mehr aufstellen, aber ich hatte auch keine Kraft mehr, aufzustehen. Ich saß einfach auf dem Klo. […] Habe die Rufnummer im Krankenhaus angerufen, da war der Notdienst an. Da habe ich dann angerufen. Habe dann auch direkt gesagt „Ich habe Corona.“ Und die haben gesagt „Ja, nein. Aber das klingt ja nicht nach einem Notfall. Warten Sie nochmal ab, melden Sie sich, wenn es schlimmer wird.“ Aber ich habe die ganze Zeit geweint und gesagt „Leute, was soll noch schlimmer werden? Keine Ahnung, ich kann gleich hier nicht mehr anrufen. Geht irgendwie nicht mehr!“ Dann habe ich mir einen Eimer mitgenommen, aus dem Bad. Ich hatte vom Abend noch Trinken aufm Sofa. Und habe es irgendwie gefühlt mit einer Stunde geschafft, auf das Sofa zu kommen. Und habe dort die nächsten drei Nächte wirklich geschlafen. Ich bin nicht mehr vom Sofa runter. Ich habe den Eimer benutzt, um zur Toilette zu gehen, weil ich nicht in der Lage war, ins Bad zu kommen. Und ich habe einfach nur vor mich hinvegetiert. […] Und habe dann drei Tage irgendwie: gefühlt durchgeschlafen. Bin dann an Tag Vier wachgeworden und merkte, mir geht es besser. Ich konnte die rechte Hälfte, die war immer noch total schwach, aber ich konnte wieder auftreten. Ich konnte nichts mit der Hand anfassen. Mir ist alles aus den Händen gefallen. Aber ich konnte aufstehen. Ich konnte ins Bad laufen. Ich hatte immer noch das Gefühl, ich kriege einen Herzinfarkt, wenn ich im Bad bin. Am Schwitzen, wie blöde. So wie, wenn ich einen Marathon gelaufen wäre. Ich hatte mein Handy die ganze Zeit dabei.