Die Erfahrungen von Nicole Dachner

Portrait Nicole Dachner war zum Zeitpunkt des Interviews im März 2022 56 Jahre alt und wohnte mit ihrem Ehemann sowie ihrem Sohn und ihrer Tochter in einem Haus. Sie war als Krankenschwester auf einer Palliativstation tätig. Im Oktober 2020 bemerkte sie erste Erkältungsanzeichen, wie zum Beispiel Halskratzen. Sie testete sich selbst daher bei der Arbeit per PCR-Abstrich auf das Coronavirus SARS-CoV-2 und war positiv. Sie bekam noch eine beidseitige Lungenentzündung. Später erlebte sie noch Konzentrationsstörungen, Kopfschmerzen und Wortfindungsstörungen und ihr wurde eine Myasthenia gravis diagnostiziert. Nach ihrer Erkrankung ließ sie sich bereits zweifach mit einem Corona-Impfstoff impfen.

Bei einem Besuch bei Bekannten bemerkte Nicole Dachner erste Erkältungszeichen wie Halskratzen und ein Druckgefühl im Brustkorb. Da sie aber auch allergisches Asthma hatte, dachte sie zunächst erst an einen stärkeren Pollenflug. Ein paar Tage später beschloss sie im Nachtdienst, sich selbst per Corona PCR- Test abzustreichen. Den nächsten Tag hatte sie frei und nachmittags benachrichtigte ihr Arbeitgeber sie telefonisch über ihr positives Testergebnis. Sie verständigte daraufhin sofort ihre Station, das Gesundheitsamt und ihre Familie. Nicole Dachner und ihre Familie isolierten sich freiwillig zuhause. In ihrem zweistöckigen Haus konnte sich die Familie separieren. Außerdem trugen sie FFP2-Masken, nutzten Handschuhe und desinfizierten regelmäßig ihre Hände sowie benutzte Oberflächen. Ein Freund des Sohnes versorgte die Familie in dieser Zeit mit Essen. Ihre Familie musste sich auch testen lassen und nur ihr Mann blieb negativ.

Anfänglich fühlte sich Nicole Dachner nur leicht verschnupft und hatte Halsschmerzen. Sie nahm Aspirin. Im Laufe der nächsten Tage verschlimmerte sich ihr Husten und sie bekam Atemprobleme. Dies ängstigte Nicole Dachner sehr und sie versuchte, dies möglichst vor ihrer Familie zu verbergen, da sie diese nicht beunruhigen wollte. Sie beschloss, keine Nachrichten mehr zu schauen, da diese ihre Ängste nur verstärkten. Ihre Isolation endete nach zwei Wochen, als sie in einem Testzentrum negativ auf das Coronavirus SARS-CoV-2 getestet wurde. Der Husten und die Luftprobleme hielten an und sie fühlte sich noch nicht gesund. Daher erhielt sie von ihrem Hausarzt eine Überweisung zum Röntgen. Nicole Dachner beschrieb, wie nach dem Röntgenbild eine beidseitige Lungenentzündung festgestellt wurde und wie diese nach der Gabe von einem Antibiotikum nach etwa zwei Wochen abklang. Danach ging es ihr aber gesundheitlich noch nicht gut. Bei Anstrengungen kam sie schnell ins Schwitzen, erlebte Geruchsstörungen und nahm viel ab, daher wurde sie weiterhin krankgeschrieben. Nicole Dachner war Kinderchorleiterin und das Singen half ihr sehr in dieser Zeit.

Ab Anfang 2021 wollte Nicole Dachner auch wieder arbeiten und unter Menschen sein. Ihr Gesundheitszustand ließ dies aber nicht zu und sie musste die kurz zuvor begonnene Wiedereingliederungsmaßnahme abbrechen. In den nächsten Monaten kamen weitere Symptome wie Muskelschmerzen, Schwindel, Konzentrationsschwierigkeiten und Wortfindungsstörungen hinzu. Nicht arbeiten zu können und mit den Symptomen zu leben war für Nicole Dachner oftmals schwer. Sie versuchte sich dann oft mit handwerklichen Projekten zuhause abzulenken, so begann sie zum Beispiel zu stricken.

Mitte April 2021 begann sie mit einer vierwöchigen neurologischen Reha in einer Reha-Klinik in Deutschland, die insgesamt sehr aufschlussreich für sie war und ihr half. Nicole Dachner berichtete, wie dort herausgefunden wurde, dass ihre Wortfindungsstörungen stressbedingt waren und dass Myasthenia gravis sowie Morbus Hashimoto bei ihr festgestellt wurden. Danach wurde sie medikamentös u.a. mit Cortison eingestellt und die Reha wurde um vier Wochen verlängert. Nicole Dachner sprach begeistert von der Ergotherapie in der Reha, da sie dort ihrer handwerklichen Leidenschaft nachkommen konnte. Sie ging jeden Tag spazieren, begann zu malen und fand den Austausch mit anderen Patient*innen vor Ort besonders hilfreich. Aufgrund der Konzentrationsstörungen und der Myasthenia gravis wurde sie als nicht arbeitsfähig entlassen.

Nach der Reha wurde Nicole Dachner wegen der Myasthenia gravis weiter medizinisch behandelt und bekam eine erweiterte ambulante Reha verschrieben. 

Zum Zeitpunkt des Interviews im März 2022 hatte Nicole Dachner noch Konzentrationsstörungen, immer wieder Kopfschmerzen und Wortfindungsstörungen. Sie war sich manchmal unsicher, welche Symptome von der Myasthenia und welche von Long Covid herrührten. Die erweiterte ambulante Reha besuchte sie nach wie vor und diese tat ihr sehr gut. Sie machte sich Tages- und Wochenpläne, um sich nicht zu übernehmen und um kleine handwerkliche Projekte, die ihr Spaß machten, einzuplanen. Sie organisierte weiterhin ihren Kinderchor, der ihr viel Freude bereitete. Im Mai 2022 lief ihr Krankengeld aus und sie hatte bereits die Erwerbsminderungsrente beantragt.

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