Die Erfahrungen von Juliane Franke

Portrait Juliane Franke ist zum Zeitpunkt des Interviews im Januar 2012 34 Jahre alt. Sie ist verheiratet, hat eine Tochter und arbeitet als Beraterin. Die Diagnose Colitis ulcerosa wurde im Jahr 2010 gestellt. Frau Franke hat einer Veröffentlichung ihres Interviews in der Textversion zugestimmt.

Juliane Franke litt im Oktober 2010 unter Beschwerden, die einer Magen-Darm-Grippe ähnelten. Diese Beschwerden verschwanden jedoch auch nach mehreren Wochen nicht, wurden sogar schlimmer. Nachdem Frau Franke Blut im Stuhl bemerkte, ging sie voller Sorge in die Notaufnahme des Krankenhauses und wurde stationär aufgenommen. Nach einer Darmspiegelung teilte ihr ein Pfleger die Diagnose Colitis ulcerosa mit. Sie wurde mit Mesalazin-Zäpfchen noch am selben Tag entlassen. Als ihr Gesundheitszustand sich auch mit den Zäpfchen nicht verbesserte, wandte sie sich an einen Gastroenterologen, der Cortison verschrieb. Zwar verbesserte sich ihr Gesundheitszustand eindeutig, doch erlebte Frau Franke ebenfalls starke Nebenwirkungen wie Gewichtszunahme und Behaarung im Gesicht. Einige Monate später wurde ihr Befinden wieder schlechter. Sie wechselte zu Azathioprin, das bei ihr eine zweifache Lungenentzündung und Haarausfall als Nebenwirkung auslöste. In der gesamten Zeit litt Frau Franke unter starken Depressionen - sie beschloss, alle Medikamente abzusetzen. Zufällig entdeckte sie kurze Zeit später die Zäpfchen wieder, die sie ganz am Anfang erhalten hatte und probierte diese nochmals aus, mit Erfolg.

Eine Aufklärung nach der Diagnose im Krankenhaus fand damals nicht statt. Frau Franke wurde lediglich mitgeteilt, dass es in ein paar Wochen wieder alles gut werden sollte. Diese und weitere ähnlich negative Erfahrungen haben Frau Franke das Vertrauen in Ärzte verlieren lassen.

Da sie die Fülle von unterschiedlichen und oft widersprüchlichen Informationen im Internet verunsicherten, wandte sich Frau Franke an eine Selbsthilfegruppe. Dort wurde ihr vermittelt, dass jeder seinen eigenen Weg finden muss, da viele Krankheitsverläufe sehr individuell sind und man beispielsweise unterschiedlich auf bestimmte Medikamente reagiert. Die Selbsthilfegruppe ist eine Quelle emotionaler Unterstützung und auch vieler nützlicher Informationen. Frau Franke ist der Meinung, dass man sehr gut von den Erfahrungen der Menschen in einer Selbsthilfegruppe profitieren kann. Kein Arzt der Welt wisse so viel wie die Menschen dort. Außerdem seien die Teilnehmer sehr nett und manche auch außerhalb der Treffen miteinander befreundet. Einen Auslöser der Erkrankung kann Juliane Franke nicht nennen. Da sie den ersten Schub in einer Zeit erlebte, als es ihr sehr gut ging, glaubt sie auch nicht an einen Zusammenhang mit der Psyche.

Das Interview wurde am 24.01.2012 geführt. 

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