Nadine Thiel leitet mittlerweile mehrere Selbsthilfegruppen und ist politisch aktiv.

Und dann natürlich, wie gesagt, habe ich irgendwann geguckt, Selbsthilfegruppen, wie ich mich da engagieren kann. Ich bin da ein bisschen reingerutscht, weil ich bei der ersten Selbsthilfegruppe angeschrieben worden bin auf Instagram und gefragt worden bin, ob ich eine Selbsthilfegruppe übernehmen möchte als Leitung. Und das war vor knapp zwei Jahren. Das war meine erste Gruppe für Endometriose, Adenomyose. Und dann in diesem Jahr habe ich dann eine zweite Gruppe bei der Migräne-Liga übernommen für Migräne in der Leitung. Und ja, das sind so die zwei großen Sachen, wo ich halt einfach mich einbringen kann und wo ich merke, das ist ein Bereich, wo ich mich auch nützlich fühle und wo ich die ganzen Erfahrungen und das, was ich durchgemacht habe, wo ich das jetzt nutzen kann, um anderen damit vielleicht zu helfen, dass sie sich diese Sachen ersparen und meine Erfahrungen weiterzugeben, um ihnen vielleicht den Weg etwas zu erleichtern, wenn es machbar ist. Und auch meine Aufklärungsarbeit auf Instagram. Ich bekomme da halt so oft sehr viel positives Feedback. Heute habe ich wieder Nachrichten bekommen, wie dankbar sie für meine Aufklärungsarbeit sind und wie sehr sie es wertschätzen, dass ich da bin. Und wenn ich halt von meinen Followern halt diese Nachrichten bekomme, die halt so sehr persönlich sind, das ist dann auch etwas, was mir schon auch sehr ans Herz geht. Und ich habe manchmal auch Follower, die sehr jung sind, die Jüngste war 16, und sie hatte mich damals angeschrieben und gesagt, ich bin die erste, die allererste Person, mit der sie darüber spricht. Sie hat weder mit ihren Eltern noch mit ihrem Arzt noch mit einer Freundin darüber gesprochen. Und ich wildfremde Person auf Instagram, sie kannte mich ja nur von meinem Account her, hat mich angeschrieben und hat gesagt, was bei ihr los ist, welche Beschwerden sie hat und sie weiß nicht, was sie machen soll, und ob ich ihr helfen kann. Und das war so ein Moment, wo ich wirklich schlucken musste, weil ich ja auch einen gewissen Teil an Verantwortung mittrage. Und da war ich im ersten Moment so ein bisschen ratlos, ob ich das schaffe und ob das nicht schon zu weit geht. Aber das war auch auf der anderen Seite zu sehen, dass sich so jemand an mich als fremde Person wendet und das sind alles so Sachen, die mir zeigen, da sind halt diese Seiten, wo ich mich einbringen kann, wo ich gebraucht werde und wo ich gesehen werde und wo gesehen wird, dass das, was ich mache, dass das anderen hilft. Und das ist, glaube ich, das, was mich jeden Tag wieder aufstehen lässt und das ist das ganze Positive an dem.