Die Erfahrungen von Anke Dreyer

Portrait Anke Dreyer ist zum Zeitpunkt des Interviews im Juli 2023 47 Jahre alt und seit ihrem 35. Lebensjahr in Erwerbsminderungsrente. Sie ist geschieden und lebt seit einiger Zeit erstmals allein. Ihr gutes soziales Umfeld hilft ihr, mit der Fibromyalgie, den Rückenschmerzen und der Arthrose umzugehen.

Als Kind ist Anke Dreyer sehr schnell gewachsen und hatte schon früh Krankengymnastik aufgrund von Wachstumsschmerzen in den Knien. Während ihrer Ausbildung kam es dann vermehrt zu Rückenschmerzen und Ausfallerscheinungen in den Beinen, woraufhin sie 2000 erstmalig an den Bandscheiben operiert wurde. Mit Krankengymnastik, Massagen, Tapen und Akkupunktur versuchte sie, die Rückenschmerzen einzudämmen. 2011 kam es zu zwei weiteren Operationen, einer Bandscheiben-OP und der Versteifung eines Wirbels. 2013 wurde dann die komplette Lendenwirbelsäule versteift. Zeitweise ging sie mit Anfang 30 am Rollator oder saß im Rollstuhl. Die Diagnose Fibromyalgie kam 2003 hinzu. Sie hat drei bis vier Mal im Jahr heftige Fibromyalgie-Schübe, die bis zu 6 Tage andauern können.

Die Bewilligung des Rentenantrags zusätzlich zu einer schweren Ehekrise stürzten Anke Dreyer in eine Depression. Sie verließ über ein Jahr nicht die Wohnung und kämpfte mit Gewichtszunahmen durch Antidepressiva und Vitamin D-Mangel. Psychologische Gespräche, die medikamentöse Behandlung und eine Gewichtsabnahme von 60kg durch einen Schlauchmagen halfen ihr aus der Krise. Trotz weiterer Operationen an Knie, Schulter und Handgelenk verlor sie nicht den Mut und bezeichnet ihr junges Alter als den größten Antrieb, nicht aufzugeben und sich ein Leben ohne Hilfe zu ermöglichen.

Ein von ihrem Schmerztherapeuten effektiver und neu zusammengestellter Medikamentenplan aus Opiaten, Antidepressiva, Magnesium und muskulären Entspannungsmitteln lassen sie zudem auf mehr Mobilität im Alltag hoffen. Gegen die Fibromyalgie hat sie allerdings noch nicht das richtige Medikament gefunden.

Seit langer Zeit entschied sie sich 2022 erstmals alleine zu wohnen, um herauszufinden, was ihr wirklich guttut und wie sie den Alltag mit Schmerzen für sich so angenehm wie möglich gestalten kann. Sie genießt die Freiheit, sich nun ganz nach sich und ihren Schmerzen richten zu können. Ein gutes soziales Umfeld hilft ihr dabei. Anke Dreyer hat außerdem die Vorzüge eines E-Scooters für sich entdeckt und fährt damit gerne über Land und genießt die Ruhe und Natur.

Auch wenn das frühe Renteneintrittsalter ein großer Einschnitt für sie gewesen ist, geben ihr heute ihre Katzen, die Nachbarn und ein kleiner Nebenjob das Gefühl, gebraucht zu werden. Auch der starke Zusammenhalt ihrer Selbsthilfegruppe gibt ihr Kraft. Um sich zu entspannen, helfen ihr Wärme und Lagerungshilfen. Vor allem aber genießt sie das Gefühl, sich in erster Linie nur noch um sich und ihre Gesundheit kümmern zu müssen.