Die Erfahrungen von Karl Bergmann

Portrait Karl Bergmann ist zum Zeitpunkt des Interviews 82 Jahre alt. Er ist verheiratet und hat eine Tochter sowie eine erwachsene Enkelin. Vor 23 Jahren wurde bei ihm ein Rektumkarzinom festgestellt. Nachdem er sich von der Operation erholt hatte, nahm er seine Berufstätigkeit als Montageingenieur eines großen Technologiekonzerns wieder auf. 18 Jahre später wurde ein Rezidiv festgestellt.

Als Karl Bergmann Blut im Stuhl entdeckte, dachte er zunächst, es seien Hämorrhoiden. Auf Drängen seiner Frau und Tochter ließ er sich schließlich untersuchen und mit Hilfe einer Darmspiegelung wurde ein Rektumkarzinom entdeckt. Er schildert, dass die Diagnose anfangs ein Schock gewesen sei, er aber seine Erkrankung recht schnell akzeptiert habe.

Das Karzinom wurde operativ entfernt. Schon vor der Operation stand fest, dass man den Schließmuskel nicht würde erhalten können, da der Abstand zwischen Tumor und Schließmuskel zu gering war. Deshalb wurde ein künstlicher Darmausgang gelegt. In den ersten Tagen nach der Operation fühlte sich Karl Bergmann elend und hatte Schmerzen, gegen die allerdings Medikamente halfen. Weder Chemo-, noch Strahlentherapie folgten.

Mit der Behandlung im Krankenhaus durch Ärzte und Pflegekräfte war er im Allgemeinen zufrieden. Bezüglich des künstlichen Darmausgangs jedoch hätte er sich mehr Aufklärung gewünscht.

Nach Abschluss der Behandlung übte Karl Bergmann seinen Beruf als Montageingenieur eines großen Technologiekonzerns wieder aus, der weltweite Geschäftsreisen einschloss. Der künstliche Darmausgang schränkte ihn hierbei kaum ein. Die täglich durchzuführende Darmspülung war selbst auf den langen Reisen kein Hindernis.

Komplikationen durch den Darmkrebs erlebte Karl Bergmann nicht, bis vor fünf Jahren im Rahmen einer Nachsorgeuntersuchung ein Rezidiv festgestellt wurde. Wieder wurde der Krebs in einer Operation entfernt. Der künstliche Darmausgang musste danach verlegt werden, da der Dickdarm nach der zweiten Operation zu kurz war. Infolgedessen kann er die Darmspülung nicht mehr durchführen.

Karl Bergmann schildert, dass er mit seiner Situation gut zurecht komme und wegen des Darmkrebses keine Abstriche bezüglich seiner Lebensqualität machen müsse. Dafür ist er dem medizinischen Fortschritt sehr dankbar. Seinen Hobbies und seinem Sport kann er ebenfalls weiterhin nachgehen. Er engagiert sich auch in der Selbsthilfe und besucht Patienten im Krankenhaus, denen er durch seine eigenen Erfahrungen Zuversicht schenken kann. Für ihn selbst ist die Selbsthilfegruppe auch sehr wichtig, weil persönliche Erfahrungen seiner Meinung nach einen großen Nutzen bieten können.

Das Interview wurde im Frühjahr 2013 geführt.

 

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