Die Erfahrungen von Uwe Dierks

Portrait Uwe Dierks ist zum Zeitpunkt des Interviews 63 Jahre alt. Er lebt gemeinsam mit seiner Frau und einem seiner beiden Söhne. 2011 wurde bei Uwe Dierks ein Rektumkarzinom diagnostiziert, dessen Symptome und Folgen weiterhin eine Rolle in seinem Alltag spielen. Er bekommt heute Erwerbsminderungsrente und versucht seinen Alltag durch neue Tätigkeiten und Hobbys umzugestalten und sich immer eine Perspektive zu geben.

Nach einem Jahr voller Einschränkungen, wie nächtliche Toilettengänge, Blutungen und Gewichtsverlust, suchte Uwe Dierks seinen Hausarzt auf. Bei einer Koloskopie wurde ein Tumor entdeckt, der schon den gesamten Darm befallen hatte. Uwe Dierks ist sich heute umso mehr der Relevanz von Vorsorge bewusst, zumal bereits seine Mutter an Darmkrebs starb und er seine beiden Söhne schützen möchte. Diese stärken sein Durchhaltevermögen und waren beispielsweise ein starkes Motiv dafür, das Rauchen aufzugeben.

Nach der Operation folgten Chemotherapie und Bestrahlung sowie eine Rückverlegung des temporären künstlichen Ausgangs. Aufgrund von starken Schmerzen wurde jedoch ein endgültiges Stoma angelegt. Uwe Dierks hatte weiterhin Lungenmetastasen, die jedoch durch atypische Resektion und zuletzt 2019 mithilfe von Cyberknife behandelt werden konnten. Darmschlingen und Fisteln forderten weitere Operationen. In seiner gesamten Behandlung fühlte sich Uwe Dierks bis zum jetzigen Zeitpunkt jedoch immer durch seinen Hausarzt unterstützt und vertraute auf die Fachkompetenz des medizinischen Personals.

Anfang 2023 kam es erneut zu Problemen mit dem Stuhlgang und es wurde eine Pankreasinsuffizienz festgestellt. Die Medikamenteneinnahme ist diesbezüglich noch nicht endgültig richtig eingestellt, aber Uwe Dierks sagt, dass er mittlerweile die Abläufe kenne und die Bedrohlichkeit der ganzen Geschichte zwar nicht weg sei, aber sinke. So ist z. B. sein Stomabeutel bereits nachts geplatzt und Uwe Dierks kann nicht mehr Schwimmen gehen. Er sagt, dass aber alles auch schlimmer hätte ausgehen können.

Uwe Dierks fehlen die sozialen Kontakte im beruflichen Kontext sowie die Möglichkeit der Kontaktpflege, die ihm die Symptome und Folgen nehmen. Er konnte dennoch seine Interessen in gewisser Weise verlagern und beschäftigt sich heute gerne mit seiner Familiengeschichte und historischen Fotos. Weiterhin ist seine Selbsthilfegruppe ein großer Rückhalt für Uwe Dierks. Er schätzt den Austausch und gegenseitige Ratschläge sehr. Positive Erfahrungen psychoonkologischer Art hat Uwe Dierks erstmals in einem Reha-Aufenthalt gemacht und im Anschluss eine regelmäßige Betreuung in Anspruch genommen.

Uwe Dierks kann immer auf den Rückhalt seiner Frau zählen. Er sagt, dass sich die Beziehung durch die Krebserkrankung stark verändert hat, weil die Krankheit als dritte Person im Bunde hinzukommt. Akzeptanz ist daher sehr wichtig. Uwe Dierks möchte seine Frau nicht zusätzlich belasten und spricht daher hauptsächlich mit seinem Bruder über Gefühle und Ängste. Er ist dankbar für den intensiven Kontakt zu diesem. Uwe Dierks ist sich weiterhin bewusst, dass er auch im Freundeskreis die Möglichkeit hat, über den Krebs und die Folgen zu sprechen. Er hat schließlich auch gelernt, sich Zeit zu geben und Freiraum zu lassen.

Das Interview wurde im Juli 2023 geführt.

 

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