Nach Hause kommen

Den Übergang erleben und Reaktionen des Umfeldes

Bei ihrer Rückkehr erlebten unsere Interviewten vielfach eine Wiedersehensfreude mit Freunden oder der Familie und waren froh, wieder zu Hause zu sein. Manche hörten positive Rückmeldungen über ihre Ausstrahlung und Gesundheit oder Mitgefühl und Ermutigung. Einige erlebten Desinteresse in ihrem Umfeld bezüglich ihrer Reha-Erfahrungen.

Viele unser Erzähler berichten von Umstellungsproblemen: z.B. von der Vollversorgung in der Klinik wieder hin zu vielfältigen Alltagsanforderungen, von einer geselligen Zeit mit den Mitpatienten hin zum allein Wohnen oder von einer intensiven medizinischen und therapeutischen Betreuung hin zu einer nur punktuellen Versorgung am Heimatort.

Ali Kaya erzählt, dass er die Bekanntschaften und die gute Betreuung in der Klinik stark vermisst.

Maria Hoffmann glaubt, dass es normal ist, beim Übergang ein Leeregefühl zu haben. Sie erlebte ihre Arbeit als gute Ablenkung.

Einige berichten auch von Problemen, weil sie merkten, dass sie nicht ihre „alte“ Rolle so wie vorher wieder einnehmen wollten und zugleich noch unsicher waren, wie sie ihre neuen Erfahrungen und Erkenntnisse umsetzen könnten. Manche erlebten zuhause rasch eine Erleichterung, weil sie in der Reha Dinge klären und nun besser mit Konflikten umgehen konnten.

Mara Schneiter fühlte sich nach ihrer Rückkehr von der Fülle erschlagen und hatte ein sehr großes Rückzugsbedürfnis.

Sven Winkler hat in der Reha gelernt, mit Stress und Konflikten in der Familie besser umzugehen.

Einige unserer Erzähler hätten sich rückblickend einen langsameren Übergang gewünscht, weil sie merkten, dass sie noch nicht belastbar genug waren, um wieder direkt mit vollem Pensum in den Beruf oder die Familie einsteigen zu können (siehe auch Wiedereinstieg in die Arbeitswelt). Viele waren froh über die Möglichkeit der beruflichen Wiedereingliederung. Brigitte Lenz machte gute Erfahrungen damit, mit ihrem Mann noch eine Urlaubswoche in einer Ferienwohnung am Reha-Ort zu verbringen.

Unsere Interviewpartner, die ihre Reha ambulant und daher von zuhause aus machten, erzählen nicht von solch starken Umstellungsschwierigkeiten.

Spuren der Reha im Alltag

Ein großer Teil unserer Interviewpartner berichtet, dass sie in der Reha Fortschritte machten und daher zuhause und in ihrem Alltag merkten, dass es ihnen nun besser ging. Manche erzählen von einer größeren Fitness oder einer verbesserten Beweglichkeit, von Schmerz- oder Beschwerdefreiheit oder einer inneren Stärkung und neuem Mut. Manche, die geschwächt(er) oder nur mit geringer Besserung der Beschwerden aus der Reha zurückkamen, hatten damit zu kämpfen, dass ihre eigenen Erwartungen und Hoffnungen nicht erfüllt worden waren.

Michael Hanter fühlt sich durch die Reha körperlich und psychisch gestärkt. Bei den Schmerzen ist aber weiterhin ein Auf und Ab.

Unsere Erzähler berichten darüber hinaus von Dingen, die sie nach der Reha auch zuhause umgesetzt haben, und von Spuren, die die Reha in ihrem Alltag hinterlassen hat:

  • Hilfsmittel oder Trainingsgeräte für Alltags- oder berufliche Tätigkeiten

  • Fortsetzung der gymnastischen Übungen, Sportarten oder Therapie-/Trainingsformen (z.B. Nordic Walking, ambulante Psychotherapie)

  • Anderer Lebensstil (mehr Bewegung, anderes Essen etc.)

  • Veränderter Umgang mit sich selbst und anderen in Belastungssituationen; Hören auf den eigenen Körper; Übungen zur Stressbewältigung, Entspannung und Abgrenzung

  • Besseres Wissen um die eigenen Belastungsgrenzen und einen sinnvollen Trainingsstil

  • Strategien im Umgang mit körperlichen und psychischen Beschwerden

  • Offenerer Umgang mit der eigenen Erkrankung und die Fähigkeit, Hilfe anzunehmen

  • Eine vertiefte Auseinandersetzung mit der eigenen (z.B. fortschreitenden) Krankheit, Dankbarkeit für die eigene Gesundheit

  • Anregungen der Sozialberatung, die sie umgesetzt haben

  • Mitbringsel aus der Reha wie Selbstgebasteltes oder Gemaltes

  • Verändertes Verhalten im Beruf (z.B. sich besser abgrenzen, in Pausen Übungen zur Entspannung machen, offener mit der Erkrankung umgehen) (siehe Wiedereinstieg in die Arbeitswelt)

Bernd Watke hat praktische Tipps für Alltagsbewegungen und krankengymnastische Übungen aus der Reha mitgenommen.

Andrea Schäfer profitiert heute noch im Alltag von den Hilfsmitteln und Tricks, die sie in der Ergotherapie kennenlernte.

Torsten Brandt hört seit der Reha mehr auf seinen Körper, der ihm sagt, was geht und was nicht.

Ihre Erkenntnisse über MS in der Reha begleiteten Britta Eyfried noch nach der Reha. Zugleich war sie froh, in ihr gesundes Umfeld zurückzukehren.

Katja Scholz profitiert Zuhause und im Beruf davon, dass sie in der Reha gelassener geworden ist.

Katharina Maulwurf denkt beim Treppensteigen heute noch dankbar an das Training im Treppenhaus der Reha-Klinik.

Einige unserer Interviewten haben Kontakte zu einzelnen Mitpatienten oder zu einer „Clique“ nach der Reha weiter gehalten: bei manchen entstanden jahrelange Freundschaften, bei manchen bestanden Kontakte noch eine Weile über die Reha hinaus. Für einige stiftete die gemeinsame Reha-Erfahrung oder eine ähnliche Krankheitserfahrung eine besondere Nähe.

Adeline Whisper hat in der Reha eine gute Freundin gefunden.

Dorothee Funk hat auch nach der Reha noch Kontakt zu Mitpatientinnen.

Viele begannen mit Nachsorgeprogrammen (IRENA) oder einer ambulanten Psychotherapie und konnten längerfristig an die begonnenen Prozesse in der Reha anknüpfen (siehe Nachsorgeprogramme (IRENA) und ambulante Psychotherapie). Manche beklagen, dass sie sich nach der Vollbetreuung in der Klinik allein gelassen fühlen.