Die Erfahrungen von Ulrich Richter

Portrait Ulrich Richter ist 64 Jahre alt, verheiratet und hat zwei Kinder. Die Diagnose Prostatakrebs wurde Anfang 2009 gestellt, als er aufgrund von Rückenschmerzen auf Drängen seiner Frau schließlich den Arzt aufsuchte. Ebenso wurden Knochen- und Lungenmetastasen festgestellt. Da der Krebs nicht operabel ist, hofft er auf die Weiterentwicklung der medizinischen Behandlungsmöglichkeiten.

Als der Radiologe nach der Untersuchung nur eine Andeutung machte und ihm den Befundbrief an den Hausarzt mitgab, war Ulrich Richter beunruhigt. Er las daraufhin den Befund kurz darauf in seinem Auto selbst, stand dann unter Schock und fuhr ziellos mit seinem Auto umher. Eine umfassende Aufklärung habe er erst später erhalten. Er erfuhr, dass der Krebs aufgrund seiner Größe wahrscheinlich seit circa fünf Jahren bestehe. Ulrich Richter findet es erstaunlich, dass er nichts gemerkt habe und erklärt es sich damit, dass er in der Zeit viel gearbeitet habe.

Er ist mit Hormontherapie und einem Bisphosphonat behandelt worden. Aufgrund von Problemen beim Urinieren, die das dauerhafte Tragen eines Urinbeutels erfordert hätten, begab er sich im Internet selbst auf die Suche und fand heraus, dass ein Tumorstent für ihn in Frage kommen könnte. Diesen ließ er sich implantieren und ist damit sehr zufrieden. Nach mehreren Chemotherapien und einer Bestrahlung sind seine Werte aktuell gut.

Einen hohen Stellenwert bei der Behandlung misst Ulrich Richter der Mitwirkung des Patienten bei. Einflussbereiche sieht er bei der Ernährung, der Bewegung und einem klaren Kopf. Weiterhin sei das Vertrauen in die Ärzte für ihn von großer Bedeutung.

Geholfen habe ihm sein Interesse für medizinische Zusammenhänge und sein respektvoller Umgang mit anderen Menschen. In seinem Verein seien Gerüchte über seinen Gesundheitszustand aufgetreten, welche er durch Offenheit ausräumen konnte. Wichtige Stütze war ihm seine Frau, die ihn „immer wieder auf den richtigen Weg geleitet“ habe. Nach der Diagnose habe er sehr häufig über den Tod nachgedacht. Mittlerweile beruhige er sich damit, dass alle Menschen einmal sterben müssen.

Ulrich Richter lässt die Aussage des Chefarztes einer Klinik hoffen, der ihm zur Geduld riet: Nach seiner Annahme könnte es bald medizinische Fortschritte geben, die bei der Behandlung des Krebses weiterhelfen könnten. Ulrich Richter wünscht sich, dass er mit wenigen Einschränkungen noch so lange wie möglich weiterleben kann. Wichtig ist ihm, aktiv und selbstständig leben zu können. Heute gibt er seine Erfahrungen in der Selbsthilfegruppe weiter.

Das Interview wurde Ende 2012 geführt.

 

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