Die Erfahrungen von Alina Schiller

Portrait Alina Schiller ist zum Zeitpunkt des Interviews 30 Jahre alt. Sie lebt mit ihrem Partner zusammen und arbeitet Teilzeit als Grundschullehrerin. Seit ihrer Krebsdiagnose 2018 ist Alina Schiller heute krebsfrei. Sie versucht sich auf die schönen Dinge zu fokussieren, beispielsweise Zeit mit Freund*innen, Familie und ihrem Partner zu verbringen. Alina Schiller möchte ein Bewusstsein für Krebs im jungen Erwachsenenalter schaffen, daher kommuniziert sie ihre Erfahrungen offen.

Als Alina Schiller beim Umziehen einen „Knubbel“ in ihrer Brust entdeckte, suchte sie einen Gynäkologen auf. Dieser überwies sie in ein Brustzentrum. Nach einer Biopsie bekam Alina Schiller die Diagnose Brustkrebs im frühen Stadium. Die Chefärztin im Brustzentrum nahm sich Zeit für sie und hat ihr alles erklärt. Sie hat Alina Schiller auch im Rahmen der Kryokonservierung beraten, die vor der Krebsbehandlung erfolgte.

Parallel zur Diagnose wurde bei Alina Schiller eine BRCA1-Mutation festgestellt. Sie entschied sich daher dazu, sich beide Brüste sowie Lymphknoten entfernen zu lassen. Vor der OP hatte sie eine Chemotherapie, danach eine Strahlentherapie. Die meisten Nebenwirkungen spürte sie während der Chemotherapie. Da Alina Schiller zusätzlich ein Lipödem hat, nahm sie stark zu und ist auch nach der Behandlungsphase noch häufig müde. Nach der Therapie nahm Alina Schiller eine Anschlussheilbehandlung – speziell für junge Erwachsene und mit entsprechenden Angeboten – in Anspruch.

Alina Schiller schminkte sich während der Behandlung weiterhin und zog sich schöne Kleidung an, damit sie sie selbst bleiben kann und nicht alles an sich verliert. Auch lernte sie in dieser Zeit sowie in der Anschlussheilbehandlung, auf sich und ihren Körper aufzupassen, beispielsweise durch Bewegung und gesunde Ernährung.

Alina Schiller half die Therapie bei einer psychoonkologischen Psychotherapeutin bei der Bewältigung ihrer Krankheit. Diese Therapie ermöglichte es ihr, gestärkt aus der Krebserkrankung hervorzugehen. Besonders zur Zeit der Diagnose und Behandlung fehlten Alina Schiller Informationen über ihre Erkrankung und deren Folgen. Seit sie sich auch ehrenamtlich in der Selbsthilfe engagiert, weiß sie nun, wo sie verlässliche Informationsquellen findet und ist wesentlich vernetzter. Heute möchte Alina Schiller andere Menschen aufklären und ein Bewusstsein für Krebs im jungen Erwachsenenalter schaffen. Dadurch möchte sie Betroffenen auch die Angst nehmen.

Alina Schiller hat mit ihrer Familie und ihren engsten Freund*innen immer offen über den Brustkrebs und ihr Befinden gesprochen. Auch wenn sich einige Freund*innen zurückgezogen haben, kann sie sich zum Zeitpunkt des Interviews auf neue Freundschaften beziehen, für die sie sehr dankbar ist. Alina Schiller hat nach ihrer Erkrankung ihren jetzigen Partner kennengelernt, der ihr eine große Stütze ist. Sie schöpft viel Kraft aus ihrem sozialen Umfeld und dem Austausch. Dabei hilft ihr, dass sie nicht alles für selbstverständlich nimmt, sich mehr über kleine Dinge freut und ihre Grenzen kommuniziert. Alina Schiller hilft vor allem auch ihr Humor, um mit ihrer Erkrankung umzugehen. Sie hat durch den Krebs ein neues und anderes Leben, das aber nicht unbedingt schlechter ist, sagt sie. Vorfreude und Wünsche geben Alina Schiller zudem viel Kraft: Sie möchte wieder tanzen, reisen und wird im Jahr nach dem Interview heiraten.

Das Interview wurde im August 2023 geführt.

 

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