Botschaften und Versorgungserfahrungen

Erfahrungen mit Gesundheitspersonal und dem Versorgungssystem

Unsere Interviewpartner berichten insbesondere von Erfahrungen mit dem Gesundheitspersonal und dem Versorgungssystem, die sich auf die Lücken der Versorgung von Brustkrebs beim Mann beziehen. Hierzu gehört, dass die Zuständigkeiten von Ärzt*innen nicht eindeutig sind: Männer mit Auffälligkeiten der Brust sollten nicht zu Urolog*innen, sondern zu zuständigen Gynäkolog*innen geschickt werden, so wie Frauen mit vergleichbaren Symptomen. Laut Thomas Bergmann wissen viele im Gesundheitswesen Tätige noch nicht oder nicht genug über Brustkrebs beim Mann Bescheid, sodass es zu Verzögerungen in Diagnose und Behandlung kommt. Er habe selbst eine Odyssee erlebt und auch im Rahmen seiner Tätigkeit in der Selbsthilfe erschreckende Geschichten gehört, dass Männer mit Veränderungen im Brustbereich vom Fachpersonal wieder nach Hause geschickt wurden. Es gibt aber auch Erfahrungen, die unseren Interviewpartnern positiv in Erinnerung geblieben sind. Klaus Deckmann erzählt, dass das Pflegepersonal ihm aus Spaß einen BH gebastelt hat. Dies hat ihn zum Lachen gebracht und ihm dadurch die Behandlung etwas erleichtert.

Thomas Bergmann hat sich zwar gut behandelt gefühlt, aber spricht das Problem an, dass er als Mann mit einer „Frauenkrankheit“ keinen Platz im Versorgungssystem hatte. 

Klaus Deckmann fühlte sich benachteiligt, als Männer bei einem App-Follow-up ausgeschlossen wurden.  

Zu den Erfahrungen im Kontext der Versorgung gehören auch die Besuche einer Anschlussheilbehandlung direkt nach der Therapie oder einer medizinischen Rehamaßnahme im weiteren Verlauf. Auch, wenn Klaus Deckmann zunächst Schwierigkeiten hatte, dass ihm eine Reha genehmigt wird und er dann die erste Reha aufgrund eines COVID-19-Ausbruchs bei anderen Patient*innen abbrechen musste, sammelte er im zweiten Anlauf gute Erfahrungen und hat versucht, das Gelernte mit nach Hause zu nehmen. Auch Thomas Bergmann sammelte durchweg positive Erfahrungen in einer ersten Anschlussheilbehandlung und späteren Rehas.

Klaus Deckmann hat sich nach ersten Anlaufschwierigkeiten in der Reha sehr gut versorgt gefühlt. 

Thomas Bergmann genoss den Kontakt mit anderen Betroffenen in der Reha, aber erlebte auch, dass dies nicht der Weg für jeden Betroffenen sein muss. 

Botschaften an andere Betroffene

Alle unsere Interviewpartner wollen die Aufmerksamkeit von Brustkrebs bei Männern steigern, sowohl generell in der Gesellschaft als auch beim Gesundheitspersonal. Thomas Bergmann betont, wie viele Menschen auch heute noch nicht wissen, dass es Brustkrebs bei Männern gibt und appelliert an Männer, dass sie selbst aktiv werden, indem sie achtsam mit ihrem eigenen Körper sind und Veränderungen in der Brust ernstnehmen.

Heiner Töpfer möchte betroffenen Männern eine Anregung in Hinblick auf das Sexualleben und eine potenzielle Erektionsschwäche in Folge der Behandlungen geben. 

Botschaften an Fachpersonal

Neben den Botschaften an andere Betroffene lag es unseren Interviewpartnern sehr am Herzen, spezielle Botschaften an das Fachpersonal und Verantwortliche im Gesundheitssystem auszusprechen. Hier thematisierten sie insbesondere die Aspekte Gleichbehandlung mit weiblichen Brustkrebspatientinnen, Zuständigkeiten und Forschung. Klaus Deckmann wünscht sich ein Disease-Management-Programm für Männer mit Brustkrebs. Hierunter sind strukturierte Behandlungsprogramme für chronisch Kranke zu verstehen. Sie unterliegen dem aktuellen Forschungsstand und sollen eine hochwertige Versorgung für die Patient*innen gewährleisten. Konkret beinhaltet dies beispielsweise die Schulung im Umgang mit der Erkrankung und regelmäßige Verlaufskontrollen.

Klaus Deckmann sieht klare Benachteiligung zwischen weiblichen und männlichen Brustkrebspatient*innen, auch wenn er selbst sich nicht von seinen Ärzt*innen benachteiligt fühlte. 

Heiner Töpfer betont die Relevanz von Studien zu Brustkrebs beim Mann.