Weg zu Diagnose und Behandlung

Diagnosestellung

Meist dauert der Weg zur Diagnose im Fall von Brustkrebs bei Männern länger als bei Frauen. Männer verbinden Veränderungen im Brustbereich in der Regel nicht unmittelbar mit Brustkrebs und suchen daher nicht direkt einen Arzt/eine Ärztin auf. Darüber hinaus gibt es für Männer keine Früherkennung, während es für Frauen das Mammographie-Screening als gesetzliches Früherkennungsprogramm gibt. Unsere Interviewpartner berichten, dass sie mit ihren Symptomen – beispielsweise eine eingezogene Brustwarze, Austritt von Sekret, ein „Knoten“ und ein Druckgefühl – zunächst ihre Hausärzt*innen aufgesucht haben. Vereinzelt wurden sie daraufhin in eine urologische Praxis geschickt. Folglich verging viel Zeit, bis sie in einer zuständigen gynäkologischen Praxis landeten.

Thomas Bergmann durchlief einige Stationen in der Gesundheitsversorgung, bevor der Verdacht auf Brustkrebs fiel und er zu einem Gynäkologen geschickt wurde. 

Klaus Deckmann musste sich selbst einen Schubs geben, seine Hausärztin aufzusuchen. 

Im Kontext der Brustkrebsdiagnose kam bei unseren Interviewpartnern auch das Thema auf, ob der Krebs genetische Ursachen hat. Thomas Bergmanns Tante war zwar an Brustkrebs erkrankt, aber es konnte keine genetische Veranlagung nachgewiesen werden. Klaus Deckmanns Mutter ist an Brustkrebs gestorben, sodass ihm die Erkrankung nicht unbekannt war. Nach seiner Diagnose informierte er direkt seine Brüder, Nichten und Neffen.

Aktuelle genetische Tests konnte keine Genmutation bei Klaus Deckmann nachweisen. 

Heiner Töpfer hat eine erblich bedingte BRCA2-Mutation. 

Behandlungen, Nebenwirkungen und Folgen

Nach der Diagnose bekamen unsere Interviewpartner einen Behandlungsplan, der das weitere Vorgehen organisierte. Die Therapie verläuft wie bei Frauen mit gleicher Diagnose. Dennoch erlebten unsere Interviewpartner insofern Unterschiede, dass sie „schief“ angeschaut wurden und sich „Fehl am Platz“ vorkamen.

Im Kontext von Klaus Deckmanns Chemotherapie wurden die weiblichen Patientinnen gefragt, ob er bei ihnen sitzen darf. 

Unsere Interviewpartner haben die verschiedenen Behandlungen unterschiedlich vertragen und hatten dementsprechend diverse Nebenwirkungen. Während für Heiner Töpfer OP, Chemotherapie und Bestrahlung ohne Begleiterscheinungen verliefen, hat ihn die fünfjährige Hormontherapie mit Tamoxifen insofern getroffen, dass er sich wie eine Frau in den Wechseljahren gefühlt hat. Er betrachtet es mit Humor, dass er als „Rasensprenger“ herhalten konnte. Dennoch litten Heiner Töpfers damalige Beziehung und sein Sexualleben unter den Nebenwirkungen wie Hitzewallungen und Erektionsschwäche. Thomas Bergmann vermutet die Einnahme von Tamoxifen als Grund dafür, dass er zeitweise depressive Verstimmungen hatte.

Klaus Deckmann hat aufgrund der Hormontherapie sehr hohe Leberwerte und verlor seine Libido. 

Thomas Bergmann bezeichnet die Bestrahlung im Vergleich zur Chemotherapie als Spaziergang. 

Thomas Bergmann spricht die unterschiedliche Wirkung der Hormontherapie bei Männern und Frauen sowie die auftretenden Schmerzen im Kontext seiner Behandlung an. 

Unsere Interviewpartner berichten, dass sie in gewissen Situationen in der Öffentlichkeit den Folgen der Brustoperation begegnen. Thomas Bergmann hat in der Reha einen Patienten kennengelernt, der ungern seine nackte Brust zeigen wollte und daher die Wasserbewegungstherapie immer im T-Shirt besuchte. Heiner Töpfer hat zunächst überlegt, ob er sich an der operierten Stelle eine Brustwarze operieren lässt.

Heiner Töpfer erzählt, dass es in seinem Umfeld niemanden interessiert hat, dass ihm eine Brust fehlte.