Die Erfahrung von Manuela Walter

Portrait Epilepsie unbekannter Ursache, fokale Anfälle. Manuela Walter ist 44 Jahre alt, hat einen festen Partner und lebt im selben Wohnblock wie ihre Mutter. Erste Anfälle traten schon im Kleinkindalter auf und wurden als Epilepsie diagnostiziert. Heute hat sie die Epilepsie weitgehend im Griff, und erlebt nur noch ab und zu kleinere Anfälle. Manuela Walter arbeitete als Postfachangestellte, ist aber seit einem Unfall zum Teil auf den Rollstuhl angewiesen und wurde in Kombination mit der Diagnose Epilepsie frühberentet. Sie arbeitet jetzt in einer Behindertenwerkstatt.

Im Alter von eineinhalb Jahren wurde Manuela Walter mit einem Fieberkrampf ins Krankenhaus eingeliefert und galt seitdem als Krampfkind. Erst später wurde eine Epilepsie diagnostiziert, die auch medikamentös behandelt wurde. Als Ursache vermutete ihre Mutter einen Impfschaden, der aber nie eindeutig bestätigt werden konnte.

Sie berichtet, wie ihre Mutter in den darauf folgenden Jahren wiederkehrende kurze Anfälle in Form von Verdrehen der Augen und Absencen beobachtete, wenn es ‚zu viel wurde‘. Den ersten Grand Mal Anfall hatte sie mit 13 Jahren, nachdem die Medikamente drei Jahre zuvor abgesetzt worden waren. Seitdem wurde sie wieder medikamentös eingestellt.

Erst in der 10. Klasse traten nochmal 2-3 kleinere Anfälle auf. Danach hatte sie wieder ihre Ruhe, musste aber weiterhin Medikamente nehmen und mit deren Nebenwirkungen kämpfen. Sowohl die Müdigkeit während der Schuljahre, wie auch die Gewichtszunahme nach einer Medikamentenumstellung empfand sie als sehr belastend.

In ihrer Kindergartenzeit und frühen Schulzeit erfuhr sie wegen ihrer Erkrankung Hänseleien und auch körperliche Übergriffe von Seiten der Mitschüler. Manuela Walter schildert auch die Bestrebungen einer Lehrerin, sie aus der Klasse entfernen zu wollen.

Von Ärzten fühlte sich Manuela Walter oft nicht ernst genommen. Sie ist bemüht, sich keine Sorgen zu machen und versucht, nicht viel über die Epilepsie und deren Ursache zu grübeln, da das ihrer Erfahrung nach nicht hilfreich ist. Sie ist der Meinung, das Beste aus ihrer Erkrankung gemacht zu haben. Ihr ist es wichtig, sich von der Epilepsie nicht einschränken zu lassen. Ihre Freizeit gestaltet sie abwechslungsreich, besucht Konzerte, treibt einen Rollstuhlsport, in dem sie auch Wettkämpfe bestreitet, und trifft sich mit Bekannten. Zehn Jahre lang war sie Sprecherin einer Selbsthilfegruppe. Anderen Betroffenen möchte sie mitgeben, sich auf keinen Fall unterkriegen zu lassen und sich das Leben so selbständig wie möglich zu gestalten.

Das Interview wurde im Frühjahr 2012 geführt.

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