Die Erfahrungen von Claudia Frohwein

Portrait Claudia Frohwein ist zum Zeitpunkt des Interviews 47 Jahre alt. Sie ist verheiratet, hat drei Kinder (11, 14 und 18 Jahre alt) und arbeitet in Teilzeit als Erzieherin. Wegen beruflicher Probleme und hoher Belastung im Haushalt erlitt sie eine Erschöpfungsdepression. Der erste Reha-Antrag ihres Hausarztes wurde von der Rentenversicherung aufgrund zu weniger Krankheitstage zunächst abgelehnt. Im zweiten Anlauf erhielt sie jedoch die Bewilligung für eine psychosomatische Reha.

Claudia Frohwein war von ihrem Beruf und der Arbeit zu Hause immer sehr eingenommen. Diese chronische Überbelastung führte letztendlich dazu, dass sie ständig müde war, Schlafstörungen hatte und ihr alles lästig erschien. Sie schildert, dass sie sich gefühlt habe, als funktionierte sie nur noch. Ihre Tochter sagte ihr irgendwann, dass sie gar nicht mehr lachen könne. Obwohl sich Claudia Frohwein nach der Bewilligung auf die Reha freute, wäre sie kurz vor Antritt fast nicht hingefahren, weil es ihr so schwer fiel, ihren Mann und ihre drei Kinder allein zu Hause zu lassen.

In der Reha wurde Claudia Frohwein mit offenen Armen aufgenommen. Der Therapeut führte mit ihr ein sehr tiefgreifendes Erstgespräch, in dem gemeinsam Ziele für die Reha formuliert wurden. In dem Gespräch wurde für Claudia Frohwein viel angestoßen und sie war sehr bewegt. Claudia Frohwein erzählt, dass sie die ganze erste Woche dazu brauchte, in der Klinik anzukommen und die angebotene Hilfe anzunehmen. Danach konnte sie sich jedoch öffnen und machte die Bekanntschaft zweier Frauen, mit denen sie die freie Zeit in der Reha zusammen verbrachte. Zweimal bekam Claudia Frohwein Besuch von ihrer Familie und einmal fuhr sie für ein Wochenende nach Hause. Abends war Claudia Frohwein jedoch froh, nach Therapie- und Sportprogramm und gut genutzter Freizeit wieder für sich allein zu sein.

Claudia Frohwein schildert, dass sie erst durch die psychotherapeutischen Gespräche bereit gewesen sei zu akzeptieren, dass sie depressiv war. Dieses Akzeptieren und die vertrauensvolle Beziehung zu den Therapeuten trugen erheblich zu ihrer Genesung bei.

Nach der Reha war es für Claudia Frohwein jedoch schwierig das Gelernte in den Alltag zu übertragen, da sie wieder mit den alten Anforderungen konfrontiert wurde. Es gelingt ihr heute aber schon mehr, auch einmal Nein zu sagen und Arbeit liegen zu lassen, die sie in ihrem früheren Perfektionismus erledigt hätte. Zudem achtet Claudia Frohwein nun mehr auf sich selbst und geht einmal pro Woche Laufen oder Schwimmen und anschließend in die Sauna.

Das Interview wurde im Sommer 2014 geführt.