Die Erfahrungen von Tobias Egger

Portrait Zum Zeitpunkt des Interviews im März 2022 war Tobias Egger 47 Jahre alt und wohnte mit seiner Familie in einem Haus in einem Dorf. Er war als IT-Systemadministrator tätig. Im April 2021 suchte er aufgrund von Halsschmerzen seinen Hausarzt auf, der sofort einen PCR-Abstrich bei ihm vornahm. Einen Tag später erhielt er das positive Testergebnis. Er erlebte leichtes Fieber und Halsschmerzen, die nach etwa drei Tagen abklangen. Ein paar Wochen nach der Erkrankung bemerkte er, dass er sich immer noch schlapp und unkonzentriert fühlte. Zum Zeitpunkt des Interviews im März 2022 berichtete Tobias Egger, noch nicht wieder gesund zu sein.

Tobias Egger verspürte an einem Freitag im April 2021 ein Kratzen im Hals, was er vor dem Wochenende von seinem Hausarzt abklären lassen wollte. Sein Hausarzt machte einen Corona-PCR-Abstrich und schrieb ihn erst einmal von Montag bis Mittwoch krank. Am Sonntag erhielt er bereits das positive Testergebnis via App. Daraufhin verständigte er sofort seine Ehefrau im Nachtdienst, die in einer Wohngruppe tätig war und daraufhin sofort aus dem Nachtdienst herausgelöst wurde. Zuhause isolierten sich Tobias Egger und seine Frau mit ihren zwei Kindern. Am selben Tag meldete sich auch das Gesundheitsamt und informierte sie darüber, wie sie sich zu verhalten haben. Seine Ehefrau und seine beiden Kinder mussten noch in einem Testzentrum auf das Coronavirus SARS-CoV-2 getestet werden. Seine Frau und seine Tochter waren und blieben negativ. Der Sohn von Tobias Egger wurde positiv auf das Coronavirus SARS-CoV-2 getestet, hatte aber keine Symptome. Die schriftliche und telefonische Kommunikation mit dem Gesundheitsamt fand Tobias Egger etwas chaotisch. Während der 14-tägigen Isolation kontaktierte das Gesundheitsamt Tobias Egger und seine Familie mehrfach. Das Ordnungsamt kontrollierte in dieser Zeit zweimal, ob sie zuhause seien. Tobias Egger und seine Ehefrau entschieden, sich im Haus nicht zu separieren, da es in ihrem Haus nicht möglich war und sie sich nicht voneinander trennen wollten. Die Halsschmerzen und ein leichtes Fieber hatte Tobias Egger nach wenigen Tagen überstanden. Tobias Egger empfand die Zeit der Isolation als nicht so schlimm, da sie einen Garten hatten. Er und seine Ehefrau überlegten sich meist abends gemeinsam, wie sie den nächsten Tag in der Isolation mit den Kindern verbringen konnten und nutzten die Isolation für familiäre Aktivitäten im Haus sowie im Garten. So kochten, backten und spielten sie viel mit ihren Kindern. Freund*innen und Familie versorgten sie mit Lebensmitteln. Nach Rücksprache mit dem Gesundheitsamt machten Tobias Egger und seine Familie einen PCR-Test bei ihrem Hausarzt, um sich aus der Isolation frei zu testen. Sein Testergebnis war in der Warn-App wieder als positiv angezeigt, woraufhin er dann nochmal seinen Hausarzt kontaktierte. Dieser stellte klar, dass sein CT-Wert an der Schwelle war, wo der PCR-Test zwar noch positiv ausfiel, aber man trotzdem als freigetestet galt. Tobias Egger und seine Familie machten dann erst einmal einen ausgiebigen Spaziergang und gingen etwas essen.

Nach den zwei Wochen der Isolation begann Tobias Egger, wieder in seiner Firma zu arbeiten, wo er als IT-Systemadministrator tätig war. Er bemerkte bei der Arbeit, dass irgendetwas mit ihm nicht stimmte, er fühlte sich schlapp und oftmals unkonzentriert. Eines Tages erlebte er auf dem Parkplatz der Firma eine Panikattacke und brach zusammen, woraufhin ihn sein Hausarzt zwei Wochen krankschrieb. Gründe hierfür waren anscheinend die Belastung der letzten Jahre der Pandemie: das Homeoffice trotz fehlendem separaten Büro, parallel die Betreuung der beiden Kinder und danach noch die Zeit der Isolation. In den zwei Wochen war Tobias Egger viel draußen, fuhr Fahrrad oder ging mit dem Hund spazieren, da er versuchte, wieder neue Kraft zu tanken. Dies half nicht. Nach zwei Wochen Krankheit fühlte er sich noch nicht besser und ging nach Rücksprache mit seiner Ehefrau nochmal zu seinem Hausarzt. Der Hausarzt schrieb ihm Überweisungen zum Kardiologen sowie Neurologen, die aber nichts feststellen konnten. Da bei Tobias Egger bereits im Jahr 2019 eine Meningitis diagnostiziert wurde, vermutete der Neurologe, dass die Corona-Infektion noch etwas in seinem Kopf ausgelöst haben könnte. Da sich seine Symptome nicht besserten, wurde er weiterhin von seinem Hausarzt krankgeschrieben, bis über die sechs Wochen Lohnfortzahlung hinaus. Tobias Egger merkte, dass auch sein Hausarzt an seine Grenzen gekommen war und ihm nicht helfen konnte, aber sie konnten immer offen über alles reden und das half Tobias Egger sehr. Tobias Egger wollte er auch nicht mehr wegen einer Panikattacke und einer leichten depressiven Störung krankgeschrieben werden, aber diese standen immer auf der Krankschreibung. Dies empfand er als sehr ärgerlich. Daher recherchierte Tobias Egger auf eigene Faust im Internet und stieß auf Long-COVID- Symptome, die mit seinen Symptomen übereinstimmten. Daraufhin besprach er seine Erkenntnisse mit seinem Hausarzt, der ihm nach Prüfung der Symptome von Long-COVID, zustimmte und die Diagnose (ICD Code) Long-COVID in seine Akte eintrug. Der Hausarzt gab ihm auch noch eine Überweisung zum Psychiater, wo er nach längerer Suche einen Termin bekam. Der Psychiater bestätigte zunächst die Diagnose Depression. Tobias Egger machte den Psychiater dann auf seine kognitiven Probleme aufmerksam, sodass ihm der Psychiater erst mal Hirnleistungstraining (HLT) verschrieb. Dies besuchte Tobias Egger 30 Mal besucht und schnitt relativ gut ab. Er hatte sich bei jeder Trainingseinheit sehr angestrengt und war danach sehr erschöpft. Es ärgerte Tobias Egger, dass die Ärzt*innen die Erschöpfung nach den Tests nicht wahrnahmen und nur seine guten Testergebnisse sahen. Er hatte auch eine Psychologin gefunden und war seitdem dort in Behandlung. Die Psychologin brachte ihn auf die Idee, eine Selbsthilfegruppe zu suchen. Er hatte sich einer Selbsthilfegruppe angeschlossen und eine weitere Selbsthilfegruppe in der Region gegründet. Sich dort mit Menschen auszutauschen, denen es ähnlich ging, half ihm im weiteren Verlauf seiner Erkrankung sehr. In einer Tagesklinik wurde er im September 2021 vorstellig und man sagte ihm, dass er mit etwa drei bis vier Monaten Wartezeit rechnen müsse, bis er dort aufgenommen werden könnte. Im Dezember 2021 bekam er einen Termin der Long-COVID-Ambulanz in seiner Region. Dort fühlte er sich gut aufgehoben und lernte andere Betroffene kennen, mit denen er bis zum Zeitpunkt des Interviews im März 2022 noch in Kontakt war.

Zum Zeitpunkt des Interviews im März 2022 war Tobias Egger seit Anfang Januar Patient in einer psychosomatischen und psychiatrischen Tagesklinik. Zu Beginn hatte er Bedenken, da er sich nicht psychisch krank fühlte, mittlerweile dachte er anderes darüber. Ein Entlassungstermin aus der Tagesklinik wurde bereits festgelegt. Mit seinem Arbeitgeber hatte er bereits über die Wiedereingliederung gesprochen. Nach seiner Erkrankung hatte er sich bereits zweifach mit einem Corona-Impfstoff impfen lassen.

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