Die Erfahrungen von Annette Huber

Portrait Annette Huber ist 48 Jahre alt und lebt in einer festen Partnerschaft. Die Vollzeit arbeitende Büroangestellte hat einen erwachsenen Sohn, der zum Zeitpunkt ihrer Krebsdiagnose zwölf Jahre alt war. Der Weg zur Diagnosestellung war für Annette Huber sehr langwierig, da sie immer wieder das Gefühl hatte, von ihren Ärzten nicht ernst genommen und zu wenig aufgeklärt worden zu sein.

Nachdem sie 2003 einen Knoten in der rechten Brust ertastete, sei sie sehr häufig bei ihrem Gynäkologen gewesen. Annette Hubers Sorge, irgendetwas sei nicht in Ordnung, habe er allerdings nicht beruhigen können. Als sich der Knoten trotz einer medikamentösen Therapie nicht verkleinerte, schlug er die operative Entfernung vor. Dabei wurde festgestellt, dass es sich tatsächlich – wie vom Arzt vermutet – um eine Zyste handelte, weiter hinten in der Brust allerdings ein bösartiger Tumor lag. Die Krebsdiagnose nach der brusterhaltenden Operation war für Annette Huber sehr schlimm.

Die anschließende Zeit der Chemo- und Strahlentherapien sei hart gewesen, erzählt Annette Huber. An manchen Tagen sei sie aggressiv und depressiv gewesen. Durch die Bestrahlung glich ihre Brust einer Elefantenhaut. Ihr Spiegelbild zeigte eine krebskranke Frau, ohne Haare und Wimpern – so schlecht habe sie sich körperlich allerdings gar nicht gefühlt. Etwas Bösartiges im Körper zu haben, beschreibt sie als sehr unheimlich. Neben der Angst zu sterben, hatte die damals 38-jährige auch Sorge um das Wohlergehen ihres Sohnes.

Annette Huber fand viele Möglichkeiten, die Begleiterscheinungen der Chemotherapie zu lindern. Gegen die Knochenschmerzen halfen ihr zum Beispiel warme Bäder. Die Misteltherapie gab ihr eine positive Grundeinstellung und über die Katze, die sie sich während der Therapie anschaffte, konnte sie häufig lachen. Besondere Unterstützung erhielt sie durch ihren damaligen Ehemann und ihre Mutter, die sie zu den Therapien begleiteten und danach zuhause betreuten.

Nach dem Beenden der Therapien fühlte sich Annette Huber schlagartig sehr alleine. Die tägliche ärztliche Fürsorge und die Möglichkeit, jederzeit Fragen stellen zu können, fehlten ihr. Bald schaffte sie es aber, ihre neu gewonnene Freizeit für schöne Dinge zu nutzen.

Der Tag der Operation sei für Annette Huber ihr zweiter Geburtstag. Auch wenn sie mittlerweile ein gutes Stück von ihrer Erkrankung wegrücke und selbst nie von Krebs spreche, sei die Angst im Hinterkopf immer noch da, sagt sie. Dennoch ist Annette Huber der Meinung, dass der Krebs sie stärker gemacht hat und sie Schritte gehen ließ, die sie sich vorher niemals zugetraut hätte.

Das Interview wurde Anfang 2013 geführt.

 

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